Heimritt

oder das Finden eines geeigneten Anrittes
10. April 2011

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, der Landessternritt der VFD führt dieses Jahr nach Burscheid zum Sieferhof. Da unsere Gegend ja ein wenig verstättert ist, suchen wir geeignete Anrittrouten für die Sternreiter. Heute starten wir von Süden. Per Pferdeanhänger reisen Tarpan und Teimina zum Sensenhammer. Kaum ausgestiegen bewegt Minchen sich Richtung Gras, oh nein, nicht jetzt, ausserdem liegt da so viel Müll... ok, wenn sie nicht fressen darf, entscheidet die sich für eine Runde Tiefschlaf in der Sonne. Dösend lassen die Ponies sich satteln. Alles dabei? Strick, Kamera, Geld - wir könnten ja einem Eiswagen begegnen... Auf los gehts los. Zunächst wandern wir gemächlich auf einem Spazierweg an der Dhünn entlang, doch bald schon können wir in den Wald abbiegen und aufsitzen. Bis zur Brücke, denn auf der Brücke ist das Reiten verboten. So führen wir unsere Ponies durch Hummelsheim und noch bis zur Straße, schon sind wir wieder in den Feldern. Hier brennt die Sonne schon ganz schön warm für diese Jahreszeit und überall blühen die Kirschbäume strahlend weiss, blendend hell, Farbtupfer in der weiten kargen Landschaft.
Nach einem steilen Anstieg und einer Kletterpartei im Wald ereichen wir die Höhe. Sehr schön der Reitweg Engstenberg, einer der seltenen Leverkusener Reitwege. Bei dem tollen Wetter treffen wir natürlich auf viele Reiter. Zwischen den Weiden ist ein Wiesenweg offen gelassen, dieser bringt uns zum Teitscheider Hof über den Hängerparkplatz "oh wie süß", klingt es aus den Mündern der Großpferdereiter zu uns hinab. Heute hält es wirklich keinen Reiter in die staubige Enge der Reitbahnen.
Die Serpentinen hinunter treffen wir auf einen breiten einladenden Feldweg, dem wir sogleich folgen, zumal auch das Navi sagt, dass wir hier richtig seien. Leider endet der Weg in einem gepflügten Acker und daneben ist nur umzäuntes Weideland. Die Ponies stört das wenig, sie sind einfach nur gierig nach dem frischen grünen Gras, das endlich wieder in saftiger Fülle aus der Erde sprießt. Umkehren.
Aber da, unter uns führt ein Wanderweg durch das Wäldchen, da sollten wir eigentlich sein, also zurück zur Straße und diesen Zugang suchen. Fast. Versteckt unter jungen Bäumen, ein unauffälliger schmaler Pfad, zugewachsen und kaum aus zu machen führt am Zaun entlang. Am Anfang ist er recht eng, doch bald weitet er sich, verschwindet dann allerding unter jungen aufstrebenden Buchen und zwischen stacheligem Ilex. Schritt für Schritt tastet Minchen sich hinab, ich gebe Acht auf meine Knie und meinen Kopf, zum Glück reiten wir kleine geschickte Ponies, aber hier können wir die Wanderreiter unmöglich lang schicken. Da sind ja auch Großpferde dabei und dann das viele Gepäck...
Der Weg wird breiter, verzweigt sich in ein Wege-Delta. Über Wurzeln Stock und Stein kletternd, mit einem Pony durch dick und dünn. Am Bach kommt ein Weg von links, den können die Wanderreiter nehmen. Das ist gut, dann müssen wir sie nicht so lange die Straße entlang schicken. Schön ist es hier. Sonnig und warm und voller Blütenduft.
Etwas trödelig wandern wir das Asphaltsträßchen vor. Die Boddenberger Kirche zu unserer Linken, ein weiter Blick über Leverkusen und die Kölner Bucht, eine Dunstglocke hängt über dem Tal, die Bayarena ist zu sehen, die Glessener Höhe nur schwach aus zu machen queren wir die B51. Ganz schön was los am heiligen Sonntag. Ein Quad-Fahrer hält für uns an, so können wir schnell passieren. Da hat Minchens Navi plötzlich den Heimweg gewittert. Schnurstracks geradeaus, über Wiesen und Felder. Unzählige Reiter sind heute unterwegs und Spaziergänger mit Hunden. Aber Hallo, die kennen wir doch, was macht ihr den hier drüben? Kaum abgelenkt schon haben die Ponies die Nasen im Gras.
Mit ein wenig Überredungskunst laufen sie weiter. Wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns und ich habe heute Abend Stalldienst, da sollte ich pünktlich zurück sein. Zwischen den Streuobstwiesen hindurch, hügelauf hügelab über die Höhen. Sogar der Raps treibt schon die ersten Blüten. Unaufhaltsam treibt die Natur das Leben voran. Schon liegt die Autobahn vor uns, schneidet lärmend durch das idyllische bergische Land. Ach wie war das schön, als es die autofreien Sonntage noch gab.
Schritt für Schritt, nur unter äußersten Mühen dem verlockenden Gras widerstehend tasten sich die Ponies bergab. Jetzt fehlt nur noch ein Eis. Erwischt, wir denken alle nur ans Essen. Nimm Dich in acht: das Pferd errät Dich, Dich uns Deine geheimsten Gedanken. Dein Pferd weiss um Dich: es weiß, ... ob Du ans Reiten denkst oder ans Frühstück. Einem Eiswagen begegnen wir leider nicht, aber ein Kiosk hat Eis am Stil. Da dürfen auch die Ponies. Während Ulrich die Ponies hütet, es gibt Gras, da laufen sie nicht weg... besorge ich uns zwei Eis. Vier gieige Mäuler, vier hungrige Mägen.
Nur noch die schöne Aussicht überqueren, der Höhenweg, hinab in die Obstgärten, eine Schafherde mit jungen Lämmern lenkt kurzfristig unsere Aufmerksamkeit ab, zack haben die Ponies die Nasen schon wieder im Gras. Schlingel.
Daheim. Geschafft. Fast pünktlich.
Das war ein schöner Tag.
Ein schöner Ausflug.
Ein schöner Ritt.

Damit Ihr Euch einen Eindruck von der letzten Etappe machen könnt, habe ich ein paar Bilder geschossen.


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