Ausfahrt bei Nacht

das Minchenmobil - Klappe die zweite
16. November 2008

Eigentlich war für den Nachmittag ein wenig Sonne angekündigt, stattdessen regnet es Bindfäden. Egal, wir spannen trotzdem an. Mal sehen, wie ich die Lampen an meiner Kutsche befestigen kann, denn es ist mal wieder viel zu spät geworden, bis wir zurück sind, ist es bestimmt dunkel...
Es ist schon wieder alles zugeparkt, ich habe ein Problem. Mit ein wenig Geschick bekomme ich die Kutsche aus der Scheune herausmanövriert, das ist Milimeterarbeit, aber wo binde ich Minchen jetzt an. Ein großer roter Zementblock bietet sich an, er dient normalerweise als Gegengewicht auf dem Trecker, er hat nur den winzigen Nachteil, dass drum herum Gras wächst... Minchen sieht das nicht so richtig ein, dass sie beim Anspannen nicht naschen darf, aber nach der dritten oder vierten Ermahnung bleibt sie brav stehen. Es kann losgehen, noch ist es hell, der Nieselregen legt für uns eine Pause ein.

Wie so oft begegnen uns unterwegs viele fröhliche Gesichter.
Ja, es ist ein Pony
.
Ja, es ist eine Kutsche, eine kleine Kutsche, es hat vier Räder und einen Bock und hinten drauf kann man stehen... Den Rest habe ich leider nicht mehr mitbekommen, weil ich schnell im entschwindenden Tageslicht Minchen noch ein wenig traben lassen wollte. Die Federn, die eine Kutsche von einem Wagen unterscheiden hätte ich gerne noch erwähnt, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anders Mal erzählt werden soll.
Das Wetter hat einen Vorteil, es sind nur ganz wenige hart gesottene Spaziergänger unterwegs. Dafür steht der Weg recht voller Pfützen und Minchen ist eine Pfützenparkerin - allerdings nicht heute. Mit der Kutsche im Schlepptau watet sie stoisch durch jedes Nass. Es dämmert, ich schalte die Licher ein. Links, rechts, geradeaus? Wir nehmen den Weg geradeaus, da kommen keine Autos und Minchen soll sich erstmal an die Beleuchtung gewöhnen. So richtig fallen die Lampen aber noch nicht auf.

Der Weg ist glitschig und rutschig, wie Schmierseife, da nutzt auch die Bremse nichts, Minchen muß die Kutsche ganz alleine aufhalten. Konzentriert wagt sie sich an den Abstieg, die Beleuchtung stört sie nicht, aber der Lichtkegel wird immer deutlicher. Als wir am Berg unten ankommen, ist es Finster. Minchen erstrahlt im Licht. Ihr Atem bildet Nebelfontänen in der Kutschenbeleuchtung.
Hurra, meine Kutsche ist endlich adequat beleuchtet. Einen Preis gewinnen wir damit auf einem Turnier sicherlich nicht, aber wir sind bei Dunkelheit gut zu sehen. Durch die Blendklappen wird Minchen nicht von der strahlend hellen Lampe geblendet, aber ich kann sogar sehen, wohin sie läuft. Ihr dichter Winterpelz wird dabei in ein gespenstisch helles Licht getaucht, riesig groß baut ihr eigener Schatten sich vor uns auf. Minchen fürchtet sich nicht.

Leider sind die Fußgänger nicht beleuchtet, so können wir nur noch Schritt fahren, nicht dass wir aus Versehen jemanden übersehen. Im Wald zeichnet sich ihr Schatten an den Bäumen ab, die Lampe scheint unter Minchen hindurch. Wir kommen an eine Kreuzung, ein Pferd und ein Auto kommen uns entgegen, ein Spaziergänger und ein Roller von Links. Brav hält Minchen an, läßt alle passieren, Stau an der Kreuzung. Sie schnuppert, da liegt Apfelduft in der Luft, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Fröhlich zieht sie wieder an, munter läuft sie nach Hause.
Geschafft, Minchen Du warst Super. Hach, bin ich froh, dass ich jetzt auch bei Nacht fahren kann. Nur noch schnell ausspannen, da setzt der Regen wieder ein. Wie gewohnt möchte Minchen eine Runde schlumpfen gehen, ich nehme ihr das Kopfstück ab, sie dreht sich um, da stutzt sie plötzlich. Erstaunt betrachtet Minchen die beleuchtete Kutsche.

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