Distanzseminar für Einsteiger in Düren

Ein ganz schrecklicher Kurs -
Mir hat es nichts gebracht. Es war mehr ein Werbemonolog auf Sohn und Vergangenheit und eigene Pferde. Dafür mangelte es nicht an Autogrammkarten. Die Nase mal in ein Buch stecken, sich das VDD Regelwerk vornehmen, einfach mal starten und sich mit erfahrenen Leuten unterhalten bringt mehr und macht mehr Spaß.
Wenn ich nicht schon mit großem Vergnügen Distanzen gegangen wäre, nach diesem Seminar würde ich bestimmt keinen Ritt mehr gehen. Eigentlich bin ich nur angemotzt worden.

Kein Wort zum Mysterium Schwebesitz (außer am nächsten Tag Kommentar zum Video "da trabt niemand leicht"). Kein Wort zu Gymnastizierung (außer daß eine Stunde Dressur mehr trainiert als zwei Stunden Ausritt). Das Thema Doppellonge (stand in der Ausschreibung) wurde trotz nachhaken weggelassen. Rittaktik? "Zusammenbleiben wegen der Pulswerte". In den Videos konnte man kaum etwas erkennen - bei Nacht gedrehte, verwackelte Amateurvideos... Es gab auch gute Sequenzen vom Vortraben (von Taktklar bis lahm und eine Reiterin mit Rückenschmerzen), leider wurden diese nicht fachlich sondern eher gehäßig gegen die ausgeschiedenen Reiter kommentiert. Dafür gab es jede Menge Autogrammkarten, einen Monolog über 100 Meiler, Scheichs... Dahingeplätscherte Selbstbeweihräucherung.

So, jetzt aber hübsch der Reihe nach.
Ankunft auf dem Hof, Box oder Paddock? egal. Das war schon der erste Fehler. Die hintere Box war zu dunkel und bis zur Decke vergittert. Beide Boxen hatten eine Minischicht Späne, darunter Fliesen.Oje, das gibt blaue Knochen. Als sich abzeichnete, daß die "Praxis" am ersten Tag nicht mehr als zwanzig Minuten Bewegung für die Pferde bedeutet, zogen unsere Ponies ohne Probleme aufs Paddock um. Mina und Roegwin dankten uns, indem sie sich nicht ums Heu zankten. Überhaupt hat Minchen sich vorbildlich benommen.
Dabei hätte man sich die Praxis am ersten Tag getrost schenken können, einmal antraben, leichttraben umsitzen, Pulsmessen fertig. Was haben wir gelernt? Wie man bei der Nachuntersuchung trickst und daß man Eisspray doch benutzten kann wenn es keiner merkt. Worauf wir beim Vortraben achten müssen und wie man einen guten Eindruck hinterläßt. Wanderreithalfter taugen nichts, aber die Besprechung der vielfältigen Aurüstung war gut und interressant. Mit ihren Schulpferden waren auch spezielle Distanzsättel vertreten.

Gut aber zu kurz war auch die Einheit Training. Aussagen wie "die trainierten sich selber oder auf der Wiese" sollen wir nicht glauben, wobei die Haltung natürlich durchaus einen Einfluß auf die Grundkondition hat. Stehtag gibt es nicht, das Pferd ist ein Lauftier. Man muß einen Trainingsanreiz schaffen z.B. durch Intervalltraining, durchaus auch mal im anaeroben Bereich mit genügend langer Erholung und Ausdauer. Alles klar?
Sie sagte auch, daß große Distanzen mindestens 3 Jahre Aufbautraining benötigen. Insgesamt war es mir aber zu viel von TF Ritten und zu wenig für Anfängerritte. z.B. der Hinweis, auch auf den Boden beim Ritt hin zu trainieren fehlte, den habe ich im Forum gefunden. Bei uns ist ja alles Schotter, also werden wir vor der Maaswaldtour öfter in Sandgebiete fahren.

Unsere Pferde haben dort übernachtet, wir nicht. Beim Heuholen haben wir gefragt, ob unsere Pferde am nächsten morgen wohl mitgefüttert würden - "Nein, das müßt ihr selber machen". *staun Das Seminar war um 18 Uhr zu Ende und ging um 11 Uhr weiter. Das sind 17 Stunden fasten! Wir also Sonntags in aller Hergottsfrühe wieder angereist, damit unsere Ponies nicht so lange Kohldampf schieben ... - unsere Ponies waren doch gefüttert ... hat sie aber Glück gehabt!

Und schon kassiere ich meinen ersten Abriss. Weil es so kalt ist an diesem Wochenende habe ich wieder meine Winterschuhe an, mit meinem Glöckchen, ein Glücksbringer, der vom Weihnachtsgeschirr meines ersten Arabers stammt und sonst kaum einem überhaupt aufgefallen ist und auch noch nie jemanden gestört hat. Heute ist der Übungsritt. Das sei "unsportlich und unfair" den Anderen gegenüber. Warum? Weil ihr Pferd - das sie selber am Tag vorher als "Pistenschwein" bezeichnet hat, auf eine andere Glocke beim Überholt werden einen Satz gemacht hat. Also eine Kinnkette klimpert mehr als mein Glöckchen. Trotzdem bin ich nicht bereit, in Socken zu reiten. Naja, mit meinem 17 Jahre alten Pelzfjordie werde ich wohl nicht in die Verlegenheit kommen im Winter ein hochblütiges nerviges Pferd auf einer Distanz zu überholen. Muß sie mit ihrer Stute halt mal Üben, denn bei Fahrern - besonders Schlittenfahrern - ist Schellengeläut sehr beliebt.
Besagtes Pferd hat übrigens nicht mit der Wimper gezuckt, als ich mit meinem Glöckchen an ihrem Paddock vorbei maschiert bin.

Bei der Voruntersuchung haben wir keine Checkkarte, weil sie uns am Morgen noch keiner geben wollte - kein Kommentar. Minchen ist sehr brav, Roegwin und Minchen gehören zu den wenigen Pferden, die auf Anweisung ihre Füße stehen lassen, das wird auch anerkannt. Auch gefallen ihr Minchens Zebrastreifen an den Beinen. Sogar als Roegwin vortrabt, bleibt Minchen ruhig.
Wir starten als letzte Gruppe. Ich habe an meine Aldi Pulsuhr gedacht und probiere sie jetzt endlich mal am Pferd aus. So ein Übungsritt ist doch bestimmt eine gute Gelegenheit, mal Minchens Laufwerte herauszufinden, ein Gefühl für Tempo und Puls zu bekommen, wir sind schließlich Anfänger. Tatsächlich habe ich heute Kontakt, 56 im Schritt, zwischen 120 und 140 im Trab und Galopp. T5, das ist flott für unsere Ponies also halten wir uns gut ran. Die Strecke durch die Felder ist sehr gut markiert, die Karte stimmt. Minchen bestimmt das Tempo, Roegwin nebenher. Eine große junge Oldenburger Shagya Stute hält mit dem flotten Tempo kaum mit, sie galoppiert fleißig hintendrein, klong klong schlagen die Eisen aneinander. Henry, ein kleines Pony mit seiner ortskundigen Reiterin trabt eifrig hinterndrein. Da Minchen im Schritt so langsam ist, verlieren wir am Anfang auf dem Asphalt etwas Zeit, die machen wir wett, indem wir fast in die PA Kontrolle traben. Vorher müssen wir eine Straße überqueren, das reicht für Mina und Roegwin, daß der Puls fällt. Jetzt wird es spannend. Die PA Helferin mißt Minchens Puls. 15. 15 mal 4 sind 60?. Ja, 60 stimmt. Cool, meine Uhr zeigt 58 dann scheint die ja doch was zu taugen. Die Uhr immer im Blick, wir hinken nur eine Minute hinter der erlaubten Zeit.
Henry und die Stute haben leider Werte um die 80. Jetzt müssen wir entscheiden, weiterreiten oder warten, was meint ihr? Kann sich ja nur um wenige Minuten handeln. Etwas zögernd, fragen wir unsere Mitstreiterinnen, wie es wäre, wenn wir weiterreiten, aber die sind auch dafür. Schön, auf geht es in die Rurauen. Hier ist es wirklich schön, munter springen unsere Pferde in den Galopp, meine Pulsuhr zeigt unverändert 137 *staun. Der Weg verzweigt wieder in die Felder. Uff, hier bläst der Gegenwind. Plötzlich legen Minchen und Roegwin die Bremse ein, unsere Mitstreiterinnen holen auf. So schnell geht das.
Die letzen 100 Meter verlaufen entlang einer Straße mit Radweg, der Hof ist schon zu sehen. Wir führen den Rest. Ein netter Mensch will uns über die Straße helfen, aber Minchen muß erst pinkeln. 36, mist, wir hängen immernoch eine Minute hinter der Zeit. So, jetzt aber über die Straße. Ziel erreicht. Wieder wird der Puls gemessen, 19 sagt der PA Helfer. 19 mal 4 sind 76, meine Pulsuhr zeigt 77, perfekt. Die Veranstalteruhr zeigt 12 Uhr 38. Meine Uhr geht im Vergleich eine Minute nach. Also 48 zur Nachuntersuchung, richtig? Ja.
Schnell absatteln und Decke über die Pferde. Wassereimer haben wir bereitgestellt, Beine kühlen und ab zur Nachkontrolle.
Die Nase an Roegwins Hintern hat Minchen fast ihren Ruhepuls, 40 Schläge. Und da kassieren wir auch schon unseren zweiten heftigen Anschiß von wegen "Zeitschinden", "betrügen" und "Rausfliegen", weil wir 48 zur Nachmessung erschienen sind und nicht 46. Ich kapiere immer noch nicht, denn für mich sind 38 plus 10 nach Adam Riese immernoch 48 und nicht 46. Aber in der Checkkarte steht als Zielzeit die Pinkelzeit um 36 und da habe ich nicht nachgeschaut. Ein fahrlässiger Fehler, gebe ich ja zu. Wenn wir bei einem richtigen Distanzritt aufgrund dessen "rausgeflogen" wären, OK, denn es steht ja überall, daß man auf die Zeiten selber achten muß und Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, aber dieser Ton und diese Wortwahl war echt nicht nötig. Es war ein Übungsritt, bei dem es um NICHTS ging, da muß man nicht so überzogen reagieren. Wir waren schließlich da um zu lernen!

Nachbesprechung vom Ritt, es gab mehrere Dinge, die ihr nicht gefallen haben und die so letzte Woche nicht vorgekommen wären. Als erstes mein Glöckchen natürlich. Es folgt ein minutenlanger Monolog über mein Vergehen. Erst nachdem zwei meiner Mitreiter für mich Partei ergreifen gibt sie Ruhe.
Als zweitens unser zu Spät kommen zur Nachmessung. Wieder ein minutenlanger Monolog. Korrekt ist, daß man selber auf die Zeiten achten muß und eben auch in die Checkkarte gucken muß. Eine Gruppe hat im Ziel nicht gleich abgesattelt (die armen Pferde, jetzt denken die, es geht noch weiter) und bei einer Gruppe haben nicht alle auf alle beim Pulsmessen gewartet.
Noch ein Punkt, eine PA Helferin hätte sich "belehrt" gefühlt. Schneidende Frage in die Runde "Wer ist mit Pulsuhr geritten?". Ich. Ich bin ein Verbrecher.

"Verboten, weg, die muß weg, in der PA Kontrolle muß die weg." Ich bin verwirrt, "was heißt weg?". "Abmachen. Entscheidend ist alleine was der PA Helfer mißt". Das habe ich ja auch nicht angezweifelt. Alleine die Tatsache, daß ich bei der Pulskontrolle auf die UHR geschaut habe (es  war ja zeitlich etwas knapp), war verwerflich. Es folgt, wie kann es anders sein, ein minutenlanger Monolog über die totale Unsinnigkeit von Pulsuhren im Training und im Allgemeinen. Wir sollten uns besser auf unser Gefühl verlassen. Das mag für erfahrene Distanzreiter vielleicht stimmen, aber wir sind doch Anfänger.

Sind Pulsuhren auf einem Ritt tatächlich verboten? In den VDD Regeln habe ich davon nichts gefunden und bei meinem ersten Ritt (2002 Melle) hatte meine Mitreiterin eine und ist erst in die Pulskontrolle, wenn der Puls unten war. Außerdem war es ein Übungsritt und ich dachte, das ist eine gute Gelegenheit mal zu sehen, was Minchen für Laufwerte hat (wie bekommt man die mit einem Stethoskop???), wie die Werte fallen und wie gut meine Aldi-Uhr überhaupt am Pferd funktioniert - sie hat zum ersten Mal funktioniert! Außerdem ist es eben auch eine UHR und wir sollten die Zeit im Auge behalten.

Nachtrag
Von einem anderen Seminar bei einer anderen Trainerin habe ich übrigens erfahren, daß die Einsteiger auf dem Übungsritt mit Pulsuhr und GPS ausgerüstet wurden - um mal ein Gefühl für das eigene Pferd zubekommen.


Es folgen noch ein paar Worte zur Bedeutung der Crew, eine gute Crew ist wichtig, ihre ist natürlich top, weil jeder weiß, was er zu tun hat und alles gleich griffbereit ist. Das Pferd - besonders der große Pomuskel  - soll in Pausen immer warm gehalten werden.

Und was hat ihr gefallen????? - Falsche Frage. Darum geht es hier wohl nicht.

Abschluß-Vortraben. Bin gespannt, was ich jetzt an den Kopf geknallt bekomme. Und promt - ich bin nicht weit genug getrabt. Aber ich will fair bleiben, auf der Zurück-Strecke hat Minchen ordentlich zugelegt (klar, ging ja zurück zum Roegwin) und dafür haben wir ein Lob bekommen.
Wir haben auch Tipps für Vor- und Nachuntersuchung bekommen, worauf wir achten müssen, das war ok. Das Pferd soll einen frischen Einduck machen, also eher flott traben, auch gut, aber der Tipp, bei einem eher pflegmatischen Pferd mit der Gerte hinter der nächsten Ecke zu verschwinden... ? Der Hinweis das Pferd von der Nachuntersuchung aufzuwärmen, damit sie nicht steif gehen war wichtig, da hätte ich so nicht dran gedacht.

Die netten Worte zum Schluß, keiner hat sein Pferd vor der Nachuntersuchung aufgewärmt. Es war ein sehr angenehmes Seminar, keine Besserwisser dabei. Ich glaube, sie hat in dem Moment angefangen, mich zu hassen, als ich beim Vorstellen sagte, daß ich schon Distanzen geritten bin.

To finish is to win. Wir haben durchgehalten und sind nicht vorzeitig abgereist, obwohl ich Samstag Abend drauf und dran war mein Pony einzupacken.
Das Klo könnte mal saniert werden. Ansonsten: Never come back.
 
Ein Jahr danach
Hallo, habe den Kommentar zu diesem Seminar gelesen.
In diesem Jahr wollte wir an diesem auch teilnehmen. Nun zögere ich aber, weil sowas brauche ich wohl auch nicht?!

Bisher konnte mir keiner sagen, was dieser "Spaß" kostet. Die genauen Daten werden noch bekannt gegeben...
Auch sind wir unsicher, ob wir unsere eigenen Pferde mitbringen sollen, was für Tiere sind vor Ort?

Was habt ihr für das Seminar bezahlt?
Kennt jemand adäquate Seminare?
Wir sind ne kleine Truppe, die sich erstmalig mit Distanzreiten befaßt.
Als Leistungssport werden wir das aus verschiedensten Gründen nicht betreiben wollen. Nur möchten wir keine Einsteiger -Klasse reiten, wenn uns- außer belesene- Grundlagen fehlen.

Was könnt ihr raten?
Lieben Gruß
Heike
Hallo Heike,

Einsteiger-Ritte sind für Einsteiger da, da sind Viele auf ihrer ersten Distanz unterwegs. Die Maaswaldtour Anfang Mai kann ich zum Beispiel wärmstens empfehlen, allerdings ist die sehr schnell ausgebucht. Einfach nennen, wenn keine Absage kommt, könnt ihr starten - eine Nennbestätigung wird in der Regel nicht verschickt.

Meinen Kommentar habe ich unmittelbar nach dem Seminar geschrieben, da war ich ganz schön geladen. Die Meinungen über Frau G. gehen auseinander, ich habe mich mit ihr nicht gut vertragen, aber das muß für Euch ja nichts heißen. Sie kann schon sehr lebendig erzählen, aber sie kann sich auch gut an einem Thema "aufhängen".
Es ist eine gute Gelegenheit für einen Proberitt und als blutiger Anfänger lernt man eine Menge.

Ich glaube, wir haben um die 90 Euro bezahlt, inklusive Essen, Pferdeunterbringung oder Leihpferd. Einfach mal anrufen, am Telefon ist die Familie sehr nett, so auch - wenn man nicht gerade ein Glöckchen am Schuh hat.
Wir hatten unsere eigenen Pferde mit, wie die meisten, aber am ersten Tag lohnt sich das nicht, am zweiten schon, denn später wollst ihr ja bestimmt auch mit euren Pferden starten, dann lernt ihr die schon mal kennen. Die Pferde von dort waren aber wohl auch ok. Alles erfahrene Distanzpferde.
Es ist soweit ich weis, das einzige Seminar, bei dem Leihpferde zur Verfügung stehen.

Letztes Jahr gab es noch ein Seminar bei Alexia Steuber, aber da ich daran nicht teilgenommen habe, kann ich dazu auch nichts sagen. Die Seminare von Sian Griffith sollen toll sein, aber auch sie habe ich noch nicht kennengelernt und es ist für mich auch weiter weg.

Raten kann ich die Seite www.Distanzcheck.de - da gibt es alle Termine von Ritten und Seminaren - soweit sie schon feststehen
und www.distanzforum.de - da werden alle Ritte diskutiert und Fragen beantwortet - wird allerdings gerade repariert.

Hoffe ich konnte Euch helfen.
Grüße
Inke


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