Das Wetter ist super, die Pferde steigen brav ein. So neben Minchen und
einem Heunetz vor der Nase trampelt Jean auch nur ein ganz kleines
bischen beim Losfahren, dann steht sie still. Die Wegebeschreibung war
gut, trotzdem sind wir erstmal am ersten Abzweig vorbei gefahren. Wir
wollten den Ponies mal die Stadt zeigen... Trotzdem sind wir
pünktlich am Start, wo wir sehr herzlich empfangen werden und auch
gleich die erste Aufgabe auf uns wartet. Wie heißt die
stellvertretende Kulturhauptstadt 2010? Essen, logisch. Zum ersten mal
in meinem Leben starten wir mit einem Troß, ist da einem was
heraus gerutscht, oder war mir nur so?
Auf geht es. Vor uns liegen tolle Reitwege, zwischen Entenfang und
Sechs-Seen Platte bis hinüber nach Ratingen führt uns die
Strecke. Aber nach ein paar regenfreien Tagen sind sie tatsächlich
recht staubig (sowas gibts noch...) und viele viele
Fußgänger sind unterwegs. Der Frühling kommt mit Macht,
die Bäume stehen in voller Blüte und überall grüne
Knospen. Gut gelaunt maschieren die Ponies voran. So erreichen wir den
ersten Posten. Theorie oder Praxis, das Los entscheidet, wer welche
Aufgabe zu lösen hat. Sophie zieht das Praxislos, Eierkohle,
Brikett, Koks, Schmiedekohle, Antrazithkohle, Holzkohle... Etwas
zappelig stehe ich daneben, haben wir doch früher noch mit Kohle
geheizt, aber Sophie macht alles richtig. Ich darf dafür die
Theoriefragen beantworten.Wie heißt der Bergmannsgruß? Ein
anderes Wort für Kohle? (Ich bin fast sicher, dass "schwarzes
Gold" für Öl steht - außer im Revier... Wie
heißen die Gänge in einem Bergwerk? Wann ging das letzte
Grubenpony in Rente und wie hieß es?
Wir sind schlecht vorbereitet. Grübelnd, was uns noch erwarten
könnte, reiten wir weiter. Die Wege laden zum flotten reiten ein.
Schneller, als es der Maßstab der Karte vermuten läßt,
sind wir an der nächsten Kreuzung. Geradeaus, denke ich, aber das
ist kein Reitweg und Hufspuren sind auch keine da, also biegen wir
rechts ab, wie es an der vermeintlich nächsten Kreuzung der Fall
gewesen wäre. Ja, hier sind wir richtig, der nächste Posten
ist schon zu sehen. Ein Stopschild sagt uns, wo wir waren sollen. Die
Pferde sind einverstanden, denn hier wächst schönes
grünes Gras.
Unter dem kritischen Blick vieler Zuschauer stellen wir uns der
Aufgabe: eine Sehenswürdigkeit ziehen, Slalom reiten, in der
richtigen Stadt abliefern, zurück, abklatschen ... soviel wie
möglich in drei Minuten und Theorie: Welche Stadt wird in einem
Lied von Herbert Grönemeier besungen? Welche Krimiserie wird im
Ruhrgebiet gedreht? Woher stammt Dieter Nuhr? Wie heißt die Hymne
zur Kulturhauptstadt und wer hat sie geschrieben? Was sind die Zebras?
Es wird immer wärmer, ein T-Shirt ist fast warm genug. Wir queren
die Autobahn, mißtrauisch beäugt Jean, wie die Autos unter
ihr verschwinden, schon sind wir wieder auf herrlichen Sandwegen die
sich in sanften Bögen durch den Wald schlängeln. Immer
geradeaus, da kann ja nichts schief gehen. Vor uns leuchten die orangen
Westen der Helfer, aber hier gibt es keine Aufgabe für uns, hier
wird uns nur über die Straße geholfen, dankeschön. Ein
kurzes Stück müssen wir über den Radweg reiten, dann
sind wir an Posten drei angelangt. Hier gibt es eine Knobelaufgabe
für uns "Revierfremden". 10 Stadtwappen müssen den richtigen
Städten zugeordnet werden und es gibt eine Schätzfrage,
wieviele Kioske und Büdchen gibt es im Revier? Dafür gabe es
Leckerchen, mit Knoblauch-Geschmack für die Ponies und als
Gummibärchen für die Reiter. Das lassen wir uns gerne
gefallen.
Da wir spät gestartet sind und hier der Hinweg auch der
Rückweg ist, kommen uns laufend Reiter entgegen. Doch als wir in
die Nähe der Autobahn kommen, gibt mir das zu
denken. Plötzlich sind wir so einsam, zwei Reiter vor uns, aber
keine,
die uns entgegen kommen. Ich konsultiere die Karte und stelle fest, wir
sind zu weit. Wir wenden gerade, als der Anruf von Ulrike auf Sophies
Handy eingeht. Ulrike ist in heller Aufregung, wo wir denn bleiben, die
Teams nach uns sind schon im Trail...
zapperlott, da sind wir doch tatsächlich an der Pony Ranch vorbei
geritten! Schnell reiten wir zurück, da steht es in großen
Lettern über dem Torbogen, wie konnten wir die nur übersehen?
Die Ponyranch ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer,
Radfahrer und Reiter, entsprechend voll ist es, jede Menge Zuschauer
und reichlich zu Essen gibt es. Sogar Wasser für die Pferde, nur
vom Gras sollen sie nicht essen, weil es frisch gedüngt ist. Aber
zuerst absolvieren wir den Trail. Einreiten Schritt, Trabvolte, Galopp,
Parade zum Schritt, Vorhandwendung in einem Fahrradreifen. Klingt
garnicht so schwer. Die Esel nebenan haben unsere Pferde garnicht
bemerkt, aber die Schwierigkeit liegt im Detail, Mina möchte
keinen Reifen, Mina möchte kleben. So war der Reiter "sehr
bemüht"... Jetzt haben wir uns eine Pause aber wirklich verdient.
Die Aufgaben durch diskutiert, viel gelernt, mit vollen Bäuchen
schwingen wir uns wieder auf unsere Pferde. Jetzt sind wir auf dem
Heimweg, da setzt Minchen sich an die Spitze. Direkt nach der
Straßenüberquerung liegen ein Paar Dallmer Hufschuhe im
getrockneten Matsch.
Ob die vom Tommy sind? Möglich isses. Wir nehmen sie
vorsichtshalber
mal mit. Der Rückweg ist sehr entspannt, wir reiten flott voran,
denn wir wollen nicht die Letzten sein und eine kleine Graspause
für die Pferde einlegen. Zurück über die Autobahn, der
Posten zwei ist schon verlassen. Jean planscht im Dieckelsbach. Jetzt
aber weiter. Schon ist der letzte Posten in Sicht, aber zwei Gruppen
stehen noch an. Die zwei Norweger sind gerade mit der Aufgabe
beschäftigt, blind eine acht um zwei Pylone reiten und Worte aus
den Autokennzeichen von Herne, Wesel, Recklinghausen, Duisburg und
Gelsenkirchen bilden. Als sie fertig sind, frage ich, ob sie nicht
zufällig ein Paar Dallmer vermissen? Ja, tun sie tatsächlich.
Na, da freut sich aber einer über meinen Fund.
Ein kurzes Stück müssen wir an der Bahn entlang über die
Straße reiten. Ein Kinderwagen steht am Straßenrand und
erregt die Aufmerksamkeit der Polizei. Als wir uns umdrehen, fährt
das Polizeiauto gerade mit dem Kinderwagen davon. Der Reitweg biegt ab
zurück ins Grüne, einen Bach durchqueren wir noch, dann sind
wir wieder am Parkplatz, wo Conny und Ulrike uns schon entgegen kommen
und Ajax die Pferde freudig begrüßt.
Geschafft.
Rund um die Sechs-Seen Platte
* Bilder Ulrike
Da kommt ein Eiswagen angefahren, hurra, ich will ein Eis, aber das
muß warten, erst werden die Pferde versorgt, es bildet sich
sowieso gleich eine Schlange, da haben wir wohl ein bischen Zeit.
Absatteln, abbürsten, Tränken, auf, ich will ein Eis, da
kommt der Eiswagen plötzlich an uns vorbei gefahren, aber kann ich
ihn durch Winken zum Halten bewegen. So kommen wir doch noch an unser
Eis und Minchen an ihr wohlverdientes Hörnchen.
Eis schleckend warten wir auf die Siegerehrung. Ein sehr reich
gedeckter Gabentisch wird aufgebaut, jeder bekommt eine Schleife, einen
Eimer Leckerlies in Herzform für das Pferd, eine Urkunde und jeder
darf sich etwas vom Gabentisch aussuchen. Nix eBay! Das Pferdchen
für unseren 19. Platz findet einen Ehrenplatz in meinem Regal.
Super Wetter, schöne Aufgaben, wir haben viel über "den Pott"
gelernt. Sehr gut organisierte Ralley. Empfehlenswert. An allen Posten
wurde der Kopfschutz kontrolliert.
Das war ein sehr schöner Tag!