Gedacht getan, per Mail arbeiten wir die Details aus. Ohne Unterschrift
geht nichts, man muß sich schließlich absichern. Ein Termin
ist auch schnell gefunden, Freitag der 14. November. Vollmond ist zwar
genau eine Woche eher, aber da ist leider auch der St. Martinszug. Aushang
gebastelt, gespannt warten wir auf die Anmeldungen. Die "Einverständniserklärungen"
sind schnell weg, hinter den Kulissen wird eifrig beraten.
So, wo reiten wir lang, klar, durch den Wald, ein wenig unheimlich
darf es ja ruhig sein, hoffentlich hält das Wetter. Ein paar Tage
vorher bei Vollmond reiten wir die Strecke ab. Obwohl die Scheibe hellweiss
am Himmel prangt, ist es im Wald sehr finster, eigentlich sieht man noch
weniger als Nichts. Minchen, bist Du sicher, ich meine, der Weg müßte
ein paar Meter weiter rechts sein.... aber da ist der Abgrund. Minchen
ist sich jedoch völlig sicher und drängt voran. Im Lichtkegel
der Taschenlampe sehen wir, daß sie recht hat, der Lichtkegel fällt
genau auf das blaue Schild mit dem weißen Reiter... Sind schon Nachterprobt,
unsere beiden Pferdchen Husar und Teimina. Aber an die Lichtflecken der
Taschenlampe müssen sich die Pferde jeden Winter erst wieder gewöhnen.
Die Strecke ist in Ordnung, die nehmen wir.
Kurzfristig enschließe ich mich, den Teilnehmern auch noch eine
kurze Einführung in das "Nachtreiten" zu geben, sollen ja schließlich
auch was lernen bei so einer Veranstaltung. Die Anmeldungen trudeln ein,
es kann losgehen.
Alle haben an die Unterschrift der Eltern gedacht, prima, aber sind
auch alle verkehrssicher ausgerüstet? Felix hat einen Blinki im Schweif,
Stormur ebenfalls. Alle Pferde und Reiter sind mit vielen Reflektoren ausgerüstet.
Das ist schön, genügt aber nicht den Vorschriften. In der StVO
ist eine Beinlampe vorgeschreiben, die nach vorne ein weisses und nach
hinten ein rotes Licht hat. Eine aktive Beleuchtung ist nicht durch noch
so viele Reflektoren zu ersetzten. Immerhin, alle Reiter tragen einen Helm
:-)
Zunächst versammeln wir die aufgeregte Hühnerscharr am Hühnerstall.
Welche "Gefahren" lauern in der Nacht? Klar, da gibt es plötzlich
aufflammende Bewegungsmelder, flitzende Lichtkegel, große dunkle
unbeleuchtete Monster mit Hunden, nich tzuletzt der eigene Schatten im
Scheinwerferlicht. In der Nacht sieht alles anders aus, klar, daß
nur im Schritt geritten wird. Eine weisse Beinlame vorne, einen rote hinten,
so reiten wir als Kolonne los.
Zuerst müssen wir eine kleine Sträßchen hinauf zur
großen Straße. Ohne Autos und starke Lampen kann man gut sehen,
wer aktiv beleuchtet ist und wer sich nur auf Reflektoren verläßt.
Von den Pferden und Reitern ohne Blinke/Beinlampe sieht man gerade mal
die Siluette gegen die Straßenlaterne, mehr nicht.
Oben an der großen Straße halten alle brav an, sogar die
Autofahrer, so daß wir unbehelligt die Straße überqueren
können. Angesichts der Mondsicht, die Halbmondsichel versteckt sich
nämlich hinter einer dichten Wolkendecke, reiten wir die Runde anders
herum, als geplant. Schon blitzen die ersten Einfahrtbeleuchtungen auf,
aber alle Pferde bleiben cool. Es wird viel gelacht und gespottet. Am Feld
angekommen möchte Bonny gerne zulegen, HAAALT.. wir reiten nur Schritt.
Wir tauchen ein in den dunklen Wald. Es ist viel heller, als beim Proberitt,
aber immernoch dunkel genug um ein leichtes Gruseln zu bewirken. Ich nehme
meine Taschenlampe in die Hand, um besondere Stellen auszuleuchten, Achtung,
hier ist der Bach, Vorsicht, wir kommen an die Senke, Obacht, mitten auf
dem Weg steht ein Baum und hier sind neue Stolperstufen angebracht. Im
Gänsemarsch folgen sie hintereinander, Nase an Schweif. Diesmal liegt
der Abgrund links, ist der Weg nicht viel weiter rechts? Doch Minchen ist
mal wieder völlig überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein und
sie hat recht! Still wird es hinter mir, die Gespräche ebben ab. Jeder
konzentriert sich auf sein Pferd und den Weg. Vor uns öffnet sich
der Wald, mit der nächsten Biegung führt der Weg steil bergan.
Schon sind wir wieder im offenen Feld, hell ist es heute... Die Pferde
einer Rentnerherde kommen neugierig an den Zaun. Die Abteilung löst
sich wieder auf, die Reiter gesellen sich in Zweiergruppen zusammen. Durch
die Felder reiten wir zurück ins Dorf. Huch, wo kommen denn die ganzen
Reiter her, da muß wohl eine Veranstaltung sein :-) An der großen
Straße ist immernoch viel Verkehr, doch diesmal kommt uns ein Fußgänger
zu Hilfe, der zufällig die Ampel drückt. Hinab geht es in den
Grund, Straßenlaternen leuchten uns den Weg, doch die Abschnitte
dazwischen sind recht dunkel. Eifrig streben die Pferde in den heimatlichen
Stall. Ich hoffe, es hat allen Spaß gemacht!