Das Freizeitreitertreffen im Pferdeland Leide sollte unser erstes Turnier
werden. Die Rittigkeitsprüfung ist für uns noch zu schwierig,
aber den Trail möchte ich gerne mit Minchen probieren. Beim Übungstrail
hat es ja alles sehr schön funktioniert. Eine Stallkamerandin möchste
ebenfalls mit ihrem jungen Pferd teilnehmen. So treffen wir uns in aller
Frühe am Stall und verladen unsere Pferde. Mit Patty steigt Minchen
gerne in den Anhänger.
Es ist schon Einiges los, die ersten Pferde warten auf ihren Start,
die Meldestelle wird aufgebaut, eine Menschentraube sieht sich die gestellten
Aufgaben an. Unsere Pferde stehen brav am Anhänger, lassen sich putzen
und zäumen. Patty hat eine frühe Startnummer und so verschwindet
sie mit ihrer Reiterin auf dem Abreiteplatz. Ich habe mit Minchen noch
gut 1 1/2 Stunden Zeit. Doch da haben wir die Rechnung ohne unsere Pferde
gemacht! Kaum verlieren sie sich aus den Augen geht das Geschrei los. Minchen
läßt sich kaum bändigen und auch Conny hat alle Hände
voll zu tun, Patty Gehorsam abzuverlangen. Ich benötige sogar die
Führkette, so stellt sie sich an. Erst das Gras auf dem Paddock lenkt
Minchen einigermaßen ab, aber immer wieder wiehert sie nach Patty.
Beim Übungstrail war Minchen soo cool, aber hier ist sie absolut
ein durchgeknallter Norweger,
Sie rennt alles um, blos weil sie keinen Milimeter von Patty weg will.
Schließlich stehen sie wieder nebeneinander und ich kann Minchen
satteln. Nur abreiten wird zur katastrophe, sie wiehert und wiehert, jeden
Moment bricht sie mir über den Wall aus, aber dazu kommt es dann doch
nicht. Schließlich habe ich wieder ihre Aufmerksamkeit, wir reiten
zu Patty hinüber, die Volte um Volte um ihre Reiterin dreht. Wieder
weg? Oh nein! Diemal lasse ich sie nicht aus den Augen. Oh doch! Minchen!!!
Ich brauche alle Tricks, um sie wieder von Patty zu lösen, Rückwärtsrichten,
einmal um die Hänger herum, wieder auf den Abreiteplatz, bis ich ihre
Aufmerksamkeit wieder habe. Immer wieder reiten wir an Patty vorbei, Minchen
versucht auszubrechen, rennt die anderen Ponies einfach um, schmiegt sich
eng an Patty an. Sie zieht alle Register, um bei Patty zu bleiben. Vom
Boden aus klappt es etwas besser, sie folgt mir bis zum Platz, dort dreht
sie aber wieder ab. Also nochmal an Patty vorbei, hoffentlich sind wir
bald dran. Die Starterin vor uns reiten in den Parcour, der Ordner ruft
uns an die Schranke. Die anderen Reiter machen uns Platz, so daß
Minchen jetzt hier Volte um Volte dreht. Stillstehen ist abolut nicht möglich.
Ob man sich auch spontan noch entschließen kann, den Trail doch zu
führen? Man kann. Ich glaub, ich führe. Schließlich hat
die Reiterin das letzte Hindernis hinter sich, ich reite. Doch die Richter
brauchen mal ein Päuschen. Meine Nerven sind zum zerreisen gespannt.
Dreht Minchen halt hinter der Schranke ihre Runden, hier kann sie wenigstens
Niemanden umrennen.
Endlich das Signal. Dafür, daß Minchen so sehr aufgeregt
ist, klappt es doch noch ganz gut, jedenfalls die ersten drei Hindernisse.
Etwas zögerlich doch sicher betritt Minchen die Brücke (hihi,
gut, daß wir das noch gestern geübt
haben). Bis zur Stange reiten, vor der Stange seitwärts richten. Nanu,
vor der Stange? Aber auch das klappt. Rückwärts zwischen Brücke
und Stange hindurch, hervorragend. Das nächste Hindernis, Slalom vorwärts
um Pylone, nun der Flattervorhang. Die Bänder stehen fast waagerecht
im Wind, Minchen beachtet sie garnicht. Aber dann, in ein Stangenviereck
reiten, anhalten, absitzen und einmal um das Pferd herumgehen und wieder
aufsitzen, kompliziert, wenn das Pferd absolut nicht stillstehen will.
Heute mit Minchen unmöglich. Ich glaube sie ist nach jeder Seite einmal
über die Stangen getreten, ehe ich absitzen kann. Blitzschnell kreise
ich um sie herum, die Zügel fest in der Hand, sonst wär sie stiften
gegangen. Gut, daß ich so lange Zügel habe. Als nächstes
müssen wir über eine Folie reiten, die mit vier blauen Tonnen
beschwert ist, anhalten und eine quitschegrüne Flagge schwenken. Das
geht eigentlich, aber anhalten will sie auch hier absolut nicht, aber sich
umdrehen und nach Patty wieheren! Dabei wirft sie mit ihrem Hinterteil
die Tonnen um, was sie nicht im mindesten beeindruckt. Nachdem die Tonnen
wieder stehen reite ich von der anderen Seite darauf, so daß sie
Patty sehen kann und da kann ich plötzlich auch nach der Flagge greifen
und sie vorbildlich schwenken. Letztes Hindernis ist ein Tor, bestehend
aus einer Longe mit ganz vielen Dosen daran. Ich reite seitwärts an
das Tor heran, aber Minchen will sich lieber nach Patty umsehen, ihr Hintern
drückt gegen die Longe und leise senkt sich der Ständer. Klappernd
und Klimpernd stürzt das Tor in sich zusammen....die klimpernden Dosen
werden ignoriert. Ok, wenn Du jetzt von Patty weg über diese Dosen
steigst, laß ich es gut sein. Das geht.
Puh, geschafft. Ganz schön aufregend, so ein Turnier. 48 Punkte
haben wir ergattert und sind damit immerhin nicht Letzte geworden.
Nun stellen wir unsere Pferde erstmal auf das Gras und sehen den anderen
Reitern zu. Es sind schon ein paar sehr gute und routinierte Reiter-Pferdepaare
dabei.
Im Rahmenprogramm gibt es eine Pferdewaage, da gehen wir auch mit Patty
patex und Uhu Teimina hin, allerdings will keine vorgehen, es hätte
ja sein können, daß die andere nicht mitkommt. Schließlich
steht Minchen aber doch darauf: 410 kg, ganz genau.
So viel Aufregung ist anstrengend, aber trotzdem war es sehr schön mit einem harmonisch aufgebauten Trail und jeder Menge Erfahrung.
Wär ja aber auch ein sehr sportlicher Typ, mein Norweger - haha,
wenn die wüßten, wie mein Minchen vor 3 Jahren mal ausgesehen
hat, da hieß es immer sie wäre ja auch ein "sehr kräftiger
Typ"... Eine Woche später in der Eifel bin ich auch wieder gefragt
worden, ob es einen Unterschied zwischen Norweger und Fjordpferd
gäbe... aber zwei Typen gäbs da schon und ich hätte
ja eher ein moderneren leichten Typ... nene, hab ich nicht, nur abgespeckt!
Da war sie echt erstaunt.