Im Sauerland

auf dem Listerhof
24. April 2011

23. April 2011
Jetzt sind wir wieder im Sauerland, weil es letztes Jahr so schön war. Freistellungsgebiet. Hier darf man überall reiten, wo es nicht verboten ist, solange der Weg mit einem "zweispurigen Fahrzeug befahrbar wäre" und das sind hier im Sauerland die meisten Wege.
Die Blockhütten sind urig, ein Pferd wird kurzerhand umquartiert, damit Minchen und Tarpan zusammen bleiben können. Das Nachbarpferd fletscht ärgerlich die Zähne, als unsere Ponies noch Heu bekommen, aber Tarpan ist zum Glück klein genug, dass es ihn nicht erwischt. Minchen bandelt mit dem anderen Boxennachbar an, ein großer Warmblutwallach, dabei steht schräg gegenüber sooo ein schicker Camarguehengst. Eine Eistruhe gibt es am Hof, da brauchen wir ja garnicht nach einem Eiswagen Ausschau halten in den tiefen Wäldern des Sauerlandes... aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.

25. April 2011
Der Labtop verweigert seinen Dienst, so kann Ulrich keine Karten auf sein GPS laden, ohne Karten jedoch ist der GPS nicht mehr wert, als ein Tracker. Also fragen wir am Hof nach, zumal man ja nie ohne Karte losreitet. Versorgt mit Karten der Umgebung machen wir uns auf den Weg. Die Ponies standen die ganze Nacht in der Box, darum gehen wir erstmal zu Fuß. Eine große Wiese voller Löwenzahn erregt die Aufmerksamkeit unserer Vierfüßer, gönnen wir ihnen ein wenig frisches Grün vom Rand. Danach sind die Nüstern der Ponies voller gelb-grünem Staub. Ob das vom Löwenzahn kommt? Alles ist grün. Wir ziehen weiter und begegnen dem Förster. Dieser hat offensichtlich kein Problem mit "Mikrodellen", er grüßt sogar sehr freundlich. Das ist toll, da freuen wir uns sehr.

Der nächste Abzweig führt steil ins Tal, ich frage vorsichtshalber nach, ob wir wirklich richtig sind bevor ich mich mit Minchen an der Hand an den Abstieg mache. Der Weg wird immer unwegsamer, da er durch einen frischen Holzschlag führt, als wir fast unten sind, endet er schließlich ganz. Was nun? Unten ist der Weg, auf dem wir sein sollten, aber da ist eine Wiese und ein Zaun dazwischen. Quer durch den Holzschlag mag ich nicht runter klettern, da bleibt nur eines, wieder hoch. Etwas nörgelich über die Kartenlesekünste klettern wir wieder bergauf. Die Sonne steht schon hoch am Himmel und es wird recht warm heute, schönstes Osterwetter bei 25°C. Was nun?

Vielleicht liegt das mit dem Verreiten garnicht am GPS, über das ich immer so gerne lästere... sondern am mangelnden Adlerauge, den gesuchten Weg in der Natur auch auf zu spüren oder am ungenauen Abgleich zwischen Karte und Wirklichkeit? Jedenfalls werde wir uns schnell einig, dass der richtige Weg tatsächlich nicht da ist. Was nun? Zurück und den richtigen Weg nehmen. Nur Übung macht den Meister. Ich kann die Karte ja immernoch übernehmen, wenn "wir verratzt sind". Nach einem wunderschönen Blick von oben auf den Listerhof biegen wir auf den Bachweg ab. Langsam gewöhnen Ulrich und die Karte sich aneinander und wir finden sehr schöne Wege immer wieder mit Blick auf die Listertalsperre. Alles ist gelb grün vom Blütenstaub, endlose gelbe Löwenzahnfelder säumen unseren Weg. Alles ist zwei Wochen zurück im Vergleich zum Rheinland, bei uns ist schon alles grün, hier sind die Magnolienknospen sind gerade aufgegangen, die Kirschen stehen noch in voller Blüte und der Apfel hat noch nicht mal angesetzt.
Wir stoßen auf interessante Wegweiser und gut ausgeschilderte Wege, sogar ein Kulturpfad säumt unsere Strecke. Leider ist hin und wieder auch ein winziges Reitverbotschild mit am Pfosten angebracht, nur die Richung ist etwas uneindeutig. Wir schlagen einen Bogen in der Hoffnung, es richtig interpretiert zu haben. Trotz der tollen Wege und des super Wetters und trotz Ostern ist nur sehr wenig Volk unterwegs. Gerade mal zwei Wandergruppen begegnen uns und ein Spaziergängerpaar.

Einmal rund um die Listertalsperre. Steinig, aber landschaftlich sehr schön. Auf einem grünen Stück gebe ich Gas, eine schöne Galoppstrecke liegt vor uns. Plötzlich kommt die Warnung von hinten, da ist ein Riemen offen, das kann doch garnicht sein, die guten Renegades. Zapperlott, der Schuh ist kaputt, der Draht ist tatsächlich gerissen, was machen wir nun? Ulrich hat zum Glück Messer und Strohkordel dabei, Strohkordel ist für fast alles gut. So flicken wir den Schuh notdürftig und hoffen, dass es hält, es hält, sogar noch am nächsten Tag. Es schlufft nur ein wenig, aber das wird behoben, indem ich die Kordel noch einmal nachziehe.

Minchens Navi funktioniert, der Abgleich ergibt Übereinstimmung mit gespeichertem Track gefunden, Minchens Schritte werden sogleich zügiger.
Angekommen, Eis gegessen, Abendessen, eine Runde mit den Fohlen geschäkert, mit ihren Storchenbeinen sind die voll süß. 30,02 km, 750 Höhenmeter. Morgen noch so einen schönen Ritt bitte.

das Sauerland
endlos gelbe Löwenzahnfelder
Schotterpisten
Lister-Staumauer
Listertalsperre
Stein-Steinbruch

25. April 2011
Heute gehen wir in die andere Richtung zur Jause. Der Start führt uns sehr idyllisch durch ein Bachbett und über einen schmalen Pfad in einer grünen Wiese. Und immer wieder blühende Löwenzahnwiesen und immer wieder Wolken grünen Staubes. Man kann sie richtig über den Fichtenhain aufsteigen sehen. Alles ist grün, die Pferde, die Satteldecke, die Nüstern, der Waldboden. Löwenzahnfelder so weit das Auge reicht, auch diese sind voller grünem Staub, leuchten aber natürlich gelb. Ein wolkenloser Himmel, viel zu trocken für die Jahrenszeit, sonnig, warm, angenehm, nicht so warm wie gestern. Die Pferde sind kaum verschwitzt, trotz der Klettertouren. Kraxeln den Berg hoch, über die Kuppe, zu beiden Seiten geht es abwärts, aber eine Aussicht haben wir hier oben nicht, da wir mitten im Wald sind. Beim Abstieg erst eröffnet sich uns der Blick über das hügelige Waldland und immer wieder steigen grüne Wolken auf.
Straße zur Jause, zwei mächtige Kaltblüter stehen auf der Wiese, kommen stampfend an den Zaun gelaufen, da bebt die Erde. Esel stehen auf der nächsten Wiese, einer kommt gleich an den Zaun, neugierig klettert Minchen die Böschung hinauf, brummelt den Esel freudig an. Dieser möchte gerne mit einem lauten IAH IHA antworten, aber erstmal kommt nichts. Erst nach ein paar Atemzügen hat er seine Stimme geölt, bis es laut über das Land schallt.

An der Jause können wir die Pferde an einen Balken binden, die Pferde bekommen Wasser und dösen in der Sonne. Oh, OHHH, es gibt Pfannkuchen hier, zum Glück habe ich ein wenig Geld eingesteckt. Es ist voll, die Sonne blendet sehr grell. Wir kommen sogleich ins Gespräch mit unseren Tischnachbarn. Das Sauerland ist natürlich Thema Nummer eins, weil es einfach schön hier ist. Warum nur fährt alle Welt in die Eifel?
Der geflickte Schuh hält. Mit vollen Bäuchen schwingen wir uns wieder auf die Pferde. Zurück reiten wir den selben Weg, da geht es wie immer viel schneller. Oben auf dem Berg gönnen wir unseren fleissigen Ponies eine Pause auf der Löwenzahnwiese. Der grüne Staub liegt wirklich überall, dringt überall ein und färbt alles grün. Probeweise habe ich mal an einem Fichtenzweig gerüttelt, schon wölkt grüner Staub auf, wie auch schon aus meinem Schaffell und der Hose, aus der Wiese, aus den Haaren und Minchens Pelz. Da braucht man fast kein Sonnenöl. Jetzt habe ich den wirklich überall sitzen.

Zurück am Hof parken wir die Ponies direkt am Auto - ohne Anbinder, nur mit einem Strick am Boden, damit wir die Sättel nicht so weit schleppen müssen. Die Ponies stehen brav am losen Strick, bis der Tarpan die Wiese entdeckt hat. Jetzt noch schnell ein Eis für uns und ohne Stau heim.
20 km

Das war voll schön. Ich möchte nächstes Jahr wieder ins Sauerland. Die Sauerländer sind nett und gastfreundlich. Wo sonst bekommt man sofort Wasser angeboten, weil das Pferd stehen bleibt um auf den Kumpel zu warten? In Westphalen, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.
Jetzt brauche ich dringend eine Dusche. Alles ist rauh und grün, richtige Grünhäute sind wir. Können Artax und Atréju spielen. Selbst am nächten Tag noch, nach ein wenig Sprühregen kommt Minchen mir arg grünstichig vor.



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