Kleine Maaswaldtour 2007

Maaswald im Sonnenschein
19. Mai 2007

Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir die Wiese - das ist noch nicht sooo ungewöhnlich ... Dieses Jahr sind die Winterpaddocks noch nicht umgepflügt, der Boden ist zwar voller Äppel, aber griffig und hier und da wachsen auch ein paar Grashälmchen und Hirtentäschel. Das wäre ideal für Minchen, aber so ganz alleine soll sie die Nacht nicht verbringen, denn Domingo übernachtet ja im „Nobelstall“. Damit Minchen nicht klebt, sind wir getrennt gefahren. Ich schnappe mir ein paar Paddockstangen und laufe mit Minchen zur Wiese. Diese ist schon gut belegt, nur ein breiter Gang in der Mitte ist noch frei. Minchen gefällt es, begeistert stürzt sie sich auf das fast kniehohe Gras und rührt sich nicht mehr vom Fleck. Na, wenn das mal gut geht, zum Glück habe ich den Maulkorb dabei. Verständig steckt Minchen ihre Nase hinein und grast im reduziertem Tempo weiter.

Beruhigt gehe ich zurück zum Auto, die letzten Stangen und die Litze zu holen. Als ich zurückkomme, hat Minchen sich ca. einen halben Meter bewegt ... So, Paddock fertig, auf zur Meldestelle und Tierarzt. Huhu all die netten Bekannten, ach ist das schön, wieder hier zu sein.

Inzwischen haben es sich auf dem Winterpaddock drei Isis gemütlich gemacht. Ohhh, da wurde mir eine große Sorge genommen ... Schnell evaluiere ich die Lage und beschließe den Umzug. Litze wieder eingesammelt, Paddockstangen wieder aus dem Boden gezogen und am anderen Ende des Feldes wieder aufgebaut. In der Zeit ist auch Petra mit Domingo eingetrudelt. Auch sie checkt zunächst die Lage - wenn Du von der Meldestelle zurückkommst, kannst Du Minchen mitbringen, die steht da auf der Wiese ... :-)! Galopp, galopp, galopp… Da stürmt eines von den blütigen Pferden über das Feld, abgehauen, das würde Minchen nie einfallen, wenn es doch Gras gibt ...

Petra kommt vom Vet-Check zurück - auch Domingo darf morgen starten, aber er übernachtet ja im „Nobelstall“ ca. 500m vom Camp entfernt. Der Weg zum Wasser ist nicht weit, überall befinden sich die Tränken der Winterausläufe. Minchen findet den neuen Paddock natürlich doof, Heu ist auch doof und der Nachbar ist auch doof ... hey Minchen, lass doch die Ohren vorne, so ein hübscher Isi! Abendbrot und ein Apfel machen ihr die Sache endlich schmackhafter. Ihre Äppel sagen mir, daß die Grasmenge schon kritisch war ...

So, Domingo ist auch gut untergebracht, da können wir, nachdem wir noch lange geklönt haben, in die Federn schlüpfen. Startzeit um viertel vor zehn, da reicht doch acht Uhr Frühstück, oder? Kaum haben wir uns zur Ruhe gebettet, schickt Petrus eine Dusche vom Himmel - auch das ist nichts ungewöhnliches - damit morgen die Wege nicht so stauben. Ein Ritt mit Organisation in Perfektion. Mal sanfter, mal stärker tröpfelt der Regen die ganze Nacht - bis ich aufstehen muß. Halb acht! Petra ist Frühaufsteherin, sie turnt  schon seit 5.30 Uhr herum und wundert sich, dass aus dem Anhänger kein Lebenszeichen zu hören ist… dann trommelt sie doch irritiert gegen  den Hänger….aaaauuuuffffsteeeeehhhn!!

Nach dem Frühstück haben wir noch jede Menge Zeit. Domingo wird aus seinem noblen Quartier geholt, ich packe schnell mein Bett zusammen. Boah, schon vor dem Ritt Anhänger aufgeräumt, so früh war ich noch nie dran. Da bleibt noch Zeit eben das Paddock für Domingo aufzubauen, denn nach dem Ritt soll er nicht mehr in den „Nobelstall“, sondern bleibt bei Minchen! In der Zwischenzeit hat auch das Wetter ein Einsehen, die Wolkendecke reißt auf und strahlender Sonnenschein kommt zum Vorschein!

Minchen ist gut drauf, sie hat einen ihrer Gedankenlesetage, einmal klingeln und sie läuft, die durchhängenden Zügel etwas vorgeben und sie erhöht die Gangart, die Hand minimal zurücknehmen und sie schaltet einen Gang zurück. Domingo hat seinen Pfützenstoppertag. - Nicht etwa, dass Mina Pfützen anstandslos durchqueren würde, nein, sie sucht sich schon ihren Weg drum herum, aber sie parkt nicht. Nur für Morast parieren wir zur Schonung der Pferdesehnen kurz durch.

Dieses Mal ist die Runde acht Kilometer länger geworden, Minchen gibt Gas, das ist die Richtung zurück zum Parkplatz, nene Minchen, so schnell geht das heute nicht. Wir haben schon noch eine Strecke vor uns. Der Zipfel ist schnell geschafft, doch was ist das? Da sitzt doch einer mitten im Wald im Auto! Domingo ist irritiert, Minchen läßt das eher kalt. Der Kontrollposten notiert unsere Startnummern. Einmal in der Runde rum, schon sind wir fast wieder am Posten ...ooohhh, da wollen wir aber gar nicht hin, verdammt, vertan. Die Extrarunde kostet uns ca. zwölf Minuten, die wir um Verlauf des Rittes auch nicht mehr rausholen. Da stehen wir auch schon am nächsten Abzweig und ich kann ihn nicht einordnen, wo wir eigentlich sind. Zum Glück kommt da gerade "Lumpensammler" Barbara von hinten und bringt uns wieder auf den Weg. Danke!!

Vor uns liegen endlose, traumhafte Sandwege. Hui, düsen unsere Pferde im Galopp durch den Wald. Das rächt sich in der Pulskontrolle. 100. Aber schon nach fünf Minuten hat sich Minchens Herzschlag beruhigt, Domingo ist auch ok, wir dürfen weiter. Ohne weitere Schwierigkeiten erreichen wir die Pause. Nach der Pflichtschrittstrecke zählt Minchens Herz gemütliche 40 Schläge. Nach der Pause reiten wir nicht wie gewohnt nach Links sondern geradeaus weiter. Domingo übernimmt die Tete, die Pferde fallen in den Galopp, schön ist es hier, nur Fliegen ist schöner. Prompt verpassen wir wieder einen Abzweig, aber das macht nichts, reiten wir halt andersherum um den Block, bei einem Kartenritt ist das erlaubt, nur wo befindet sich die Radarfalle? Das kommt fast nur noch das Heidecamp in Frage. Doch weit und breit ist hier kein Pulskontrolleur zu sehen. Wir tauchen wieder ein in den Wald, immer am Zaun entlang, ein Schleifchen nach rechts, wieder am Zaun, noch einen Schleife. Das steht ein Haus, stand das schon immer da? Wütend kläfft ein Hund hinter dem Bastzaun und da steht doch einfach ein Betonmischer vor dem Haus…. Domingo ist entsetzt, keinen Schritt geht er weiter. Minchen sieht das nicht so eng, sie marschiert an Hund und fest geparktem Araber vorbei, biegt um die Ecke, da ist sie, die – Radarfalle! Da kommt auch noch ein Liegerad aus dem Wald geradelt, Minchen schaut auf während der Messung, Puls Minchen 130 **Schreck**, Domingo lächerliche 80. Da kannste mal sehen, außen cool, innen tobt das Leben bei so einem Norweger. Stellen wir die Pferde ein wenig in den Schatten, dort wächst auch ein wenig Gras, Minchen meldet Hunger. Aber es war wohl wirklich nur der Schreck, nach nur vier Minuten hat der Puls sich regeneriert, wir dürfen wieder auf die Strecke.

Nun ist es nicht mehr weit, Endspurt. Ist es dieser Abzweig, oder doch erst der nächste? Minchen kennt den Weg, denke ich. Kennt sie ihn? Jedenfalls biegt sie ab und prompt landen wir mindestens 500 Meter unterhalb des Camps. Also zurück, aber im gemütlichen Tempo, die verlorene Zeit lässt sich eh nicht mehr aufholen, der letzte Verreiter für heute, und endlich sind wir da – im Ziel!!

Es ist noch Zeit bis zur Nachuntersuchung. Dösend lasse ich mich in meinen Stuhl fallen. Petra ist nochmal zu dem Nobelstall hinüber gegangen, um die Rechnung zu bezahlen. Das Nachbarpferd scharrt den Boden, um sich zu wälzen, macht das auch, beim Aufstehen hängt die Decke um seinen Hals. Uh, da hat sich aber einer erschreckt, doch die Decke weht hinterher. Runde um Runde galoppiert das Pferd, doch die Decke hält fest. Natürlich bin ich längst aufgesprungen, doch auch die Besitzer haben das Maleuhr registriert. Ein Bein verheddert sich in der Decke, doch es geht alles gut. Prustend beruhigt sich das Pferd wieder. Da scharrt Domingo mit den Hufen und wälzt sich. Ich stehe bereits neben ihm, auch seine Decke hängt an der Seite und Domingo reagiert arabermässig. Mit rollenden Augen stiert er auf die Decke an seinem Hals, bereit zum Sprung, aber er hält still, so daß ich ihn befreien kann. Er ist trocken und da er eh ein Deckenproblem hat, ziehe ich sie ich auch nicht wieder an.

Fazit:
ein Superritt, die Regendecke haben wir nicht gebraucht. Petra hat tapfer durchgehalten , Super Mingo, Super Minchen. Das M&M Dreamteam ;-)
So, jetzt fehlen nur noch Petras Erfahrungen mit dem Nobelstall, da hat man sich eigentlich nämlich nicht getraut, nach einer Box zu fragen ...


Edit Petra:
Bei Nennung hatte ich doch eine Box bestellt, grummel, …aber es waren alle belegt – keine Box in Sicht **Panik**, doch dann kam die erlösende Nachricht – im Grenzwaldstall könnte ich eine Box haben…Susanne war dort vorbei geritten und hatte sich getraut zu fragen, denn bisher hatte man den Stall als „Nobelstall“ nie mit einkalkuliert. Schnell habe ich mit Herrn Berger telefoniert, die Box festgemacht und die Konditionen ausgehandelt... Domingo sollte nur die Nacht von Freitag auf Samstag dort schlafen, den Rest würde er bei Minchen auf'm Camp verbringen.

* Bilder: Petra Schönle
Domingo
Super Minchen

Nach dem Vet-Check zogen wir dann zu Fuß los, leider war es schon nach 21 Uhr, und ich hatte mich für ca. 19.30 angekündigt…oh, oh, hoffentlich gibt das kein Ärger…Am Spargelfeld vorbei, dann links über eine große Auffahrt zum Stall, alles picobello sauber und ordentlich, weit und breit keine Menschenseele…nur ein Hund, der über unseren Besuch gar nicht begeistert war, Gott sei Dank war er im Zwinger…

Nachdem Mingo und ich dann verzweifelt so 5 Minuten  auf dem Hof auf und ab gegangen waren ich und überall mal vorsichtig  „hallo?“ gerufen habe, erschien eine verwunderte Dame…ich erklärte ihr, ich sei der Eine-Nacht-Gast, leider etwas verspätet und schon holte sie den Hausherrn (ich fürchte leider aus seinem Sesselschlaf…).

Man hatte nicht mehr mit mir gerechnet, aber dennoch eilten 2 Damen herbei und in wenigen Minuten war eine schöne Box frisch mit Stroh und Heu hergerichtet. Welch ein Luxus…alles nur vom feinsten, schöne Boxen, Stallgasse wie abgeleckt…Ich stellte Domingo in die Box und gab ihm sein mitgebrachtes Futter. Hier konnte er sich nun schön ausruhen. Mein Pferd wurde mit den anderen „eingeschlossen“, aber da Samstag einige auf Turnier gehen würden, könnte ich bereits ab 7 Uhr an mein Pferd dran. Es war schon komisch das Gefühl, als ich dann alleine wieder zum Camp schlenderte, aber für Mingolein war es sicher die gemütlichere Variante, und bei dem ganzen Regen, der in der Nacht noch fallen sollte, war es die richtige Entscheidung.

Nach dem Frühstück um halb Neun, wanderte ich wieder rüber. Domingo begrüßte mich freudig, scheinbar hatte er gut geschlafen. Vor seiner Box stand ein Pfleger, der gerade rätselte, was das wohl für ein Pferd sei. Ich klärte ihn auf, schnappte mir mein Hotti und ging, mit der Bemerkung, dass ich später zum Bezahlen wiederkommen würde, denn der Chef war nicht da.

Am Nachmittag kehrte ich, ohne Pferd, denn Domingo stand im Paddock neben Minchen, wieder zurück. Der Chef war wieder nicht da…dumm…wem gebe ich das Geld und bedanke mich? Schnell wurde jemand gerufen, mit der Dame habe ich mich dann noch ganz nett unterhalten. Nein, sie konnte den Titel „Nobelstall“ gar nicht verstehen, und jeder wäre doch willkommen! Gut, sagte ich, in 2008 gibt es ja wieder die Maaswaldtour – ich komme gerne wieder – Danke!


* korrekt muß es natürlich heissen: karpalgelenkshoch oder vorderfußwurzelgelenkshoch

 
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