zu Zeiten des wilden Westens

Der Beifahrer HAT eine Urkunde verdient!
30. September 2007

Das war eine sehr schöne Ralley mit einfallsreichen Aufgaben, aber die fehlende Urkunde für den Beifahrer ist nun mal hängen geblieben.

Beim Verladen klemmt die Bremse, keine Reaktion, das hätte mir mal zu denken geben sollen - hat es aber nicht. So können wir natürlich nicht fahren, im Bergischen, so ohne Bremse..., aber Ulrich tritt einmal kräftig auf das Pedal, da funktioniert sie wieder - jippie, wir können doch starten.

Auf der Wiese stehen ein paar Anhänger, bekannte Gesichter begegnen uns. Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg. Minchen hat passend zum Motto "zu Zeiten des wilden Westens" ein paar Federn in der Mähne und ich trage meine Cowboyausstattung.

Geisterhaft. Nachdem beim Fahrturnier noch bunte Pavillions auf der Wiese standen und jede Menge Volk den Zaun belagerte, empfing uns heute gähnende Leere. Keine Pavillions, kein Essen, kein Klo, kein Wasserwagen, kaum Autos, keine Meldestelle, nanu? Dafür standen aber auf dem Fahrplatz schöne Hindernisse, die bekannten orangen Kegel ein paar Reiter und sogar eine Kutsche. Sogar zwei Helfer sind vor Ort, die gleichzeitig die Meldestelle, Station eins und den Zieleinlauf managen. Hut ab.

Da wir pünktlich zu unserer Startzeit angereist sind, dürfen wir auch gleich los, auf zur Büffeljagd. Petra schiebt freiwillig, also übernehme ich den Stecken und in der Schubkarre Platz. Die Büffel sind wild im Wald verstreut, zum Teil hinter Bäumen versteckt oder unter Büschen äsend. Die Füsse dürfen nicht zu Hilfe genommen werden, alleine Büffel, die mit dem Stecken umgeworfen werden zählen. Strategisch wählen wir unsere Jagdroute möglichst abschüssig, eins zwei drei, die ersten Büffel fallen, noch einer und noch einer. Alle Büffel sind erledigt und es sind sogar noch ein paar Sekunden über. Das war lustig.
Nun dürfen wir noch Hasen jagen mit der Technik der Indiander. Zwei Sandsäckel sind mit einer Schnur verbunden, die sich um eine Stange wickeln soll. Zu meiner Überraschung trifft nicht nur Petra den Stecken sondern sogar ich. *voll stolz jetzt

Ausgerüstet mit einer Karte und bunt eingezeichnetem Weg werden wir auf die Strecke geschickt. Wie gut, dass es Google Maps gibt, aber ein paar Höhenlinien wären auch schön gewesen, denn davon gibt es hier reichlich. Macht aber nichts, die Karte ist wunderbar zu lesen. Hinein geht es in den Wald, um ein paar schön Kurven herum, stetig abwärts. Da holt uns eine Haflingerkutsche ein, Minchen zockelt typisch langsam vor sich hin, da wird sie aufmerksam. Natürlich möchte sie die fremden Pferde begrüßen und noch lieber möchte sie die vor sich haben. Also lassen wir das Dreiergespann mit Handpferd vorbei.

Nun geht es richtig hinab ins Tal. Eine Kutsche kommt uns entgegen, schnaufend zieht das Pony den Berg hinauf. Gleich vor der Straße links, da ist die zweite Station. Gehorsam biegen wir in den Waldweg unmittelbar vor der Straße ein, leider daneben, zwei Meter weiter wäre die Hofeinfahrt gewesen... Naja, machts nichts, gleich nach dem Gartenzaun gibt es eine winzige Lichtung, mit einigem Geschick können wir hier wenden. Petra hält zwar die Luft an, aber das klappt schon! Gut, dass meine Kutsche so wendig ist und Minchen pfiffig genug, sich zentimetergenau dirigieren zu lassen, wenn es darauf ankommt. So einen flexiblen Kegel kann man ja getrost mal niederwalzen, aber sonst passt sie auf.
Braves Minchen.

In der Station dürfen wir erstmal eine Pause machen, denn es hat sich eine kleine Schlange gebildet. Minchen findet das Gras toll, eifrig spachtelt sie das spärliche Grün in sich hinein, ohne Rücksicht auf die Kutsche selbstverständlich, die darf ruhig im Gebüsch landen. Da wird es mir zu bunt, nein Minchen, im Zug ist kein Fressen angesagt. Da sind wir auch schon dran. Ohne Kutsche sind die Aufgaben hier zu bewältigen, wie auch in der ersten Station benötigt man einen Helfer, um die Fahrpferde zu halten, Fahrer und Beifahrer werden für die Aufgaben gebraucht.
Petra trifft die Dosen trotz des Fahrradreifens, der davor hin und her pendelt, super gemacht! Nun darf ich in Sägespänen nach Diamanten wühlen. Bei einer ähnlichen Aufgabe war ich schon einmal geschickt, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Fünf Stück kann ich zu Tage befördern. Gemeinsam wird unsere ganze Konzentration gefordert, Fehler in einer Geschichte finden und sogleich korrigieren. Da müssen wir genau zuhören. Der Gott der Indianer... - nein, das ist Manitou! Doch wie heißt das Wurfbeil der Indianer nochmal??? Eine letzte Aufgabe noch, die unser Gehirn beansprucht, da liegen fünfzehn Dinge auf einer Bank, nur wenige Sekunden haben wir, um sie alle auswendig auszuzählen. Du von Links, ich von Rechs... ich glaube, zwölf oder so haben wir noch zusammen bekommen.
Das waren gute Aufgaben und passend zum Thema.

Gleich sind wir wieder auf der Strecke, nun müssen wir in einem großen langgezogenen Bogen den Berg wieder hinauf. Bergauf ist anstrengend, flott ist Minchen dabei nie, aber tapfer Schritt für Schritt zieht sie die Kutsche aus dem Tal empor. Oben begegnen wir ein paar Reitern, die respektvoll zur Seite treten. Nun wird es ebener, lustig trabt Minchen voran, wird aber immer nörgeliger, nanu, was ist los Minchen, hier ist es doch schon flach? Schliesslich fällt mein Pony in Schritt. Soll sie. Wir sind bald an der dritten Station angelangt. Mehrere Kutschen stehen bereits an, da bleibt uns wenig anders über, als zu warten. Minchen nickt sogleich ein, dabei steht am Waldrand ein wenig grün... das ist ungewöhnlich.

Schließlich sind auch wir and er Reihe. Lassowerfen, oh nein, das kann ich absolut garnicht. Aber Heldin Petra gelingt es gleich mit den zweiten Wurf, mich zu fangen. Auf zur Seifenblasenhatz. Pusten und bis zur Seifenblase weitermaschieren und pusten und weiterlaufen und ... Stopp. Ca. vierzig Dosen stehn auf dem Tisch und keine hat einen Deckel, die muß Petra nun schnell zusortieren und ich darf Fragen beantworten, alles Fragen aus dem wilden Westen. Wie heißen die Rinderhirten in Amerika?? Gauchos? Leider verloren, aber den Rest habe ich wohl richtig gewußt in meine Cowboyoutfit.... Wie so oft bei einer Mottoralley, verkleidet sind die Wenigsten. Woran liegt das?

Auf geht es, aus dem Wald hinaus, stetig bergan zwischen den Feldern hindurch, als es unter meinen Reifen hefitg knirscht, nanu? Schnell ist es klar, die Räder sind blockiert, dabei habe ich die Bremse doch überhaupt nicht berührt. Heftiges rütteln, schütteln weiterfahren, nichts nützt etwas, die Bremse hält die Räder sicher fest. Was machen wir jetzt? Die Bremse klemmt und das arme Minchen mag ganricht mehr ziehen. Weit ist es nicht mehr... Ratlos stehen wir vor der Kutsche, als von hinten die Haflinger aufholen, die lassen wir natürlich vorbei, aber die sind sehr hilfsbereit und wollen gleich einen Anhänger organisieren, der uns abholen kann. Leider sind die Organisatoren schwer beschäftigt. Ist es noch weit? Geht es noch bergauf? Nein, eigentlich geht es nur noch bergab. Einem tapferen Pony zumutbar.
Über die Wiese drehen die Räder wieder ein wenig mit, das Profil hat genügend Widerstand im Gras, aber auf dem Schotter blockiert die Bremse sofort wieder. Auch hundert Meter über die Wiese können sie nicht lösen. Wenn ich mich mit der verdammten Technik nur besser auskennen würde, irgendwo muß es doch eine Notlösung geben, oder???
Tapfer kämpft sich Minchen mit der trägen Kutsche ins Ziel, weit war es tatsächlich nicht mehr und größtenteils abschüssig. Im Ziel angekommen dürfen wir knobeln, ein Indianerrätsel. Doch so sehr wir uns auch bemühen, auf die Lösung kommen wir nicht. Dabei wäre es ganz leicht gewesen, aber das ist bei solchen Aufgaben ja häufig der Fall. Aber wie starten wir jetzt den Parcour, aufgeben, wo wir unterwegs so heldenhaft gespielt haben? Mit der blockierten Kutsche fahre ich nicht, aber wenn man die Bremse irgendwie lösen könnte, auf dem Platz brauche ich die ja nicht. Leider hat dazu niemand eine Idee, also spannen wir aus. Immerhin hat Andi die Ursache des Problems erkannt, der Kolben klemmt. Einen Schritt weiter sind wir schon. Oh, da fehlt das Deckgläschen von meinem Rücklicht, das muß ich irgendwo verloren haben. Mist. Petra holt den Anhänger, mit vereinten Kräften wird die Kutsche hinein geschoben. Ob das Pferd noch daneben passt? Natürlich nicht, Minchen ist in Petras Anhänger gereist.

Also was nun, reiten mit Scheuklappen und Leinen? Der Trail ist ja für Reiter gedacht und Minchen mein Reitpferd. Eine Decke habe ich noch in der Kutsche, damit ich mir nicht einen ganz so nassen Po hole auf dem verschwitzten Pferd. Nach kurzer Diskussion darf ich den Parcour reiten, aber den Kegelparcour, na, das ist ja easy, so bleiben die Kegel wenigstens stehen *hehe.
Zuerst das Besenpolo, garnciht so einfach mit mehreren Metern Leine in der Hand. Statt des Stangenvierecks für die Reiter reiten wir eine riesige Volte durch vier hübsche orange Kegeltore. Die Wasserdurchquerung ist für Minchen kein Problem, schade, dass hätte ich gerne mal mit der Kutsche versucht, aber man kann nicht alles haben. Tor und enge Gasse sind nur für die Reiter gedacht, wir haben dafür noch zwei Kegeltore auf der Strecke, aber durch den Flattervorhang mit glitzernden silbernen CDs müssen sie alle. Ziel erreicht und garnichtmal eine schlechte Zeit. Am Ende trennen uns nur zwei Punkte von den Siegern.

Zwei "Pechvögel" auf dem zweiten Platz *Hurra!
Vielleicht kann man mal einen Kutschen-Pannen-Kurs organisieren?

Eine sehr nette Ralley, leider gab es nichts zu Essen außer unseren Notkeksen. Traurig, dass der Beifahrer keine Urkunde bekommen hat, Mitreiter aber wohl... dabei läuft ohne Beifahrer doch keine Kutsche aus...
Eine Begründung wie "der Drucker wollte nicht mehr", oder "wir wollten Euch nicht so lange warten lassen" hätte wohl jeder verstanden, aber "der tut ja nichts" ???? Wo von den Reitern auch nur einer den Trail gehen mußte und der Mitreiter hat eine Urkunde bekommen... obwohl es viel mehr Reiterteams als Kutschen waren.... So, das mußte jetzt mal raus. Aber das Positive sollte doch überwiegen, es war eine schöne Gegend und interessante Aufgaben. Nicht so das Übliche. Der Rheinsche Bergische Fahrverein in Marienheide hat ein buntes Programm, mit Ralley, Fahrertagen, Vereinsturnieren und Jugendcup, das mich richtig zum Mitmachen animierte. Wir wurden sehr nett aufgenommen.

Und dann das: ein paar Tage später habe ich das vermisste Deckgläschen in meinem Briefkasten gefunden. Ja so eine Überraschung. Vielen Dank dafür.

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Es ist zwar schon lange her ... (11. März 2008)
aber ich möchte es doch noch mal klarstellen!

Hallo Liebe Inke,

irgendwie bin ich wieder mal auf deine Homepage gestoßen, die du mit so viel Energie gestaltest und es immer wieder nett ist deine Geschichten/Berichte zu lesen.

Die Rallye ist ja schon etwas länger her, und die nächste steht bald vor der Tür, dennoch möchte ich das Thema "Urkunde für den Beifahrer" noch einmal klar stellen. Die Aussage "der tut doch nichts" stimmt auf gar keinen Fall und kann nicht von seitens der Organisatoren kommen. Ich habe während der langen Wartezeit auf die Siegerehrung erklärt, dass uns der Laserdrucker kaputt gegangen ist und wir jetzt alles auf dem Tintenstrahldrucker drucken mußten, und das der unendlich lange braucht, ist glaube ich auch jedem klar!! Das habe ich auch in einer E-Mail an die Petra geschrieben die uns (dankenswerterweise) ein Feedback geschrieben hat. Eine kurze Mail an uns und es hätte noch eine Urkunde an die Beifahrerin mit der Post kommen können.

Warum liegt mir das am Herzen?? Weil ich aus meinen Fehlern lernen möchte, d.h. alles was wir ändern können, das versuchen wir auch zu ändern um es beim nächsten Mal besser zu machen. So eine Aussage "der tut ja nichts" passt auch nicht zum Bild, das wirklich jeder sich etwas vom "Präsentetisch" aussuchen konnte, hier sieht man eigentlich die Gleichberechtigung.

Naja, Schnee von gestern aber ich bin einfach der Meinung das Du wissen solltest, das wir einen Beifahrer wirklich zu schätzen wissen.

In diesem Sinne
liebe Grüße
Sandy

Ach ja, wir waren bzw. sind fleißig denn wir sind gerade beim Bau eines Toilettenhäuschens!! und wir haben jetzt (Achtung es folgt ein super Wort) eine "Catering-Beauftragte" Toll, oder?

Sandy Chiodo
Trainerin - A - Fahren
Sport- und Jugendwartin RuB Fv E.v.

Ja, das ist doch Spitze! :-) Dann bezog sich die Aussage "der tut doch nicht (s)" vielleicht auf den Drucker? Vielen Dank für die Beseitigung des Missverständnisses.
Aber mein Plädoyer für den Beifahrer - ganz allgemein gesehen - lasse ich doch gerne stehen.

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