St. Martin in LA

Überraschung gelungen
8. November 2007

Superminchen superbrav.
Nachdem wir letzes Jahr darüber aufgeklärt wurden, dass der Helm auf meinem Kopf ein spanischer Bauernhelm ist, habe ich mir dieses Jahr einen richtigen Helm besorgt und weil mir dabei auch noch ein Bettler über den Weg gelaufen ist, habe ich den Mantel teilbar geschneidert. Ich war noch von unseren Ritterspielen in Fahrt und es macht mir Spaß. Dieses Jahr also wirklich endlich mit eigenem Kostüm und Schwert. Ist das echt? Ja, echt Plastik :-)

Eine gute Stunde zu früh sind wir in der Stadt und haben ganz viel zu essen dabei... aber das ist eine andere Geschichte, die an anderer Stelle erzählt worden ist. Minchen mümmelt zufrieden an ihrem Heusack, dürfen wir mal streicheln? Klar, aber bitte von vorne. Von Kindern umringt, von streichelnden Kinderhänden bedeckt, da ist Minchen in ihrem Element. Oh, ist die weich. Ich habe zu Hause auch ein Pferd, das ist auch so weich, aber das ist aus Plüsch.
Minchen als Streichelpony
Martinspony * Bild: Buschmann
der Laternenzug stellt sich auf

Begeisterung von allen Seiten und Sorgen, der St. Martin könnte mal ohne Pferd stattfinden. Och, solange wir hier sind muß das nicht sein...
Ich habe Minchen gerade gezäumt, als der Herr mit seinem Apfel kommt. Hm, mit Gebiß, dann sabbert sie wieder so... schnell noch einmal abgezäumt darf Minchen den Apfel verspeisen. Sogar eine ganze Tüte Möhren bekommt sie geschenkt. Dankeschön! Aber das Grün bekommt Moja.

Es wird Fünf, die Kinder gehen in die Kirche, es wird viertel nach Fünf, es wird halb sechs, wo bleibt mein Bettler? Die Kinder kommen aus der Kirche, ich soll vorne reiten, ja, ok, aber sie muß erstmal gucken, aber heute muß Minchen nicht gucken, sie steht einfach brav still, bis der Zug sich hinter ihr formiert hat. Nur bitte nicht neben dem Pferd laufen, falls sie sich mal umdreht, aber heute dreht Minchen sich auch nicht um, sie läuft einfach brav Schrittchen für Schrittchen im Zeitlupentempo passend zu den kurzen Kinderbeinen. Was ein voller Magen doch ausmacht, oder will sie hier den Profi rauskehren? Nur mein Bettler ist noch nicht da, gut, dass ich nichts gesagt habe... Dieses Jahr sind nur sehr liebe nette Kinder dabei. Keine Laterne, die meinem Pferd im Bauch landet, keine Sorgen um zarte Kinderfüße. Das ist viel besser.

So ziehen wir durch die Stadt, kreuz und quer. Die Kapelle spielt, diesmal wieder ohne Pauke, die Martinslieder erklingen. Das ist so toll. Donnernd fährt ein ICE vorbei, verfolgt von einem Güterzug und ich habe gedacht, die streiken...Dunke schwere, fast über den Laternen dahinfegende Wolken, da kommt plötzlich mein Bettler unter der Brücke hervor, was ein Glück. Das Feuer ist wieder riesig. Minchen zögert, aber hinter Ulrich marschiert sie doch über die Wiese. Der Wind facht das Feuer immer wieder an, ein dichter Funkenregen zieht über die Wiese, Minchen ist das suspekt, nur den Rückwärtsgang kann ich einlegen. Hm, setz Dich am Besten neben den Holzstapel, da werde ich wohl hinkommen. Als das Martinslied erklingt, treten wir in Aktion, leider singt kaum einer mit. Ich reiche Ulrich den halben Mantel, will davoneilen, aber die vierte Strophe fehlt irgendwie... Jetzt ist das Feuer klein genug. Ulrich den Mantel um die Schultern, Minchen im Schlepptau reiten wir um das Feuer herum, einmal, zweimal.

Das hat Spaß gemacht, die Überraschung ist gelungen.

Minchen darf noch ein wenig grasen, der Zug löst sich auf. Die Feuerwehr legt schon mal den Löschschlauch bereit und markiert den Hydranthen mit einer Baustellenlampe. Das stört mein Pferd nicht weiter, aber daß das Schild an der Unterführung scheinbar mitblinkt, das findet sie nicht in Ordnung.
Im Dorf sind die Kinder mit ihren Laternen und Tüten unterwegs, Hallo St. Martin, guck mal, wer da ist.
Ulrich fährt Heimwärts, ich entkostümiere Pferd und Reiter. Der Heusack baumelt leergegessen im Wind. Komm Minchen, wir fahren heim, aber Minchen steigt nicht ein. Nanu, was ist das? Da kommt eine Dame des Weges daher und bricht in wahre Begeisterungsrufe aus, so ein hübsches Pferd, eigentlich hat sie es ja nicht so mit Pferden, aber dieses hier... Jetzt kann Minchen einsteigen. Ohne weitere Zwischenfälle kommen wir am Stall an. Ist Minchen krank?, kommt ihr aus der Klinik? Ne, vom Martinszug! *kopfschüttel.

Das war richtig gut, wenn wir dürfen, sind wir nächsts Jahr wieder dabei.
Geregnet hat es natürlich erst wieder, als wir am Stall waren - aber wie.
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