Superminchen superbrav.
Nachdem wir letzes Jahr darüber aufgeklärt wurden, dass der
Helm auf meinem Kopf ein spanischer Bauernhelm ist, habe ich mir dieses
Jahr einen richtigen Helm besorgt und weil mir dabei auch noch ein
Bettler über den Weg gelaufen ist, habe ich den Mantel teilbar
geschneidert. Ich war noch von unseren Ritterspielen in Fahrt und es
macht mir Spaß. Dieses Jahr also wirklich endlich mit eigenem
Kostüm und Schwert. Ist das echt? Ja, echt Plastik :-)
Eine gute Stunde zu früh sind wir in der Stadt und haben ganz viel
zu essen dabei... aber das ist eine andere
Geschichte, die an anderer Stelle erzählt worden ist. Minchen
mümmelt zufrieden an ihrem Heusack, dürfen wir mal
streicheln? Klar, aber bitte von vorne. Von Kindern umringt, von
streichelnden Kinderhänden bedeckt, da ist Minchen in ihrem
Element. Oh, ist die weich. Ich habe zu Hause auch ein Pferd, das ist
auch so weich, aber das ist aus Plüsch.
Minchen als Streichelpony
Martinspony * Bild:
Buschmann
der Laternenzug stellt sich auf
Begeisterung von allen Seiten und Sorgen, der St. Martin könnte
mal ohne Pferd stattfinden. Och, solange wir hier sind muß das
nicht sein...
Ich habe Minchen gerade gezäumt, als der Herr mit seinem Apfel
kommt. Hm, mit Gebiß, dann sabbert sie wieder so... schnell noch
einmal abgezäumt darf Minchen den Apfel verspeisen. Sogar eine
ganze Tüte Möhren bekommt sie geschenkt. Dankeschön!
Aber das Grün bekommt Moja.
Es wird Fünf, die Kinder gehen in die Kirche, es wird viertel nach
Fünf, es wird halb sechs, wo bleibt mein Bettler? Die Kinder
kommen aus der Kirche, ich soll vorne reiten, ja, ok, aber sie
muß erstmal gucken, aber heute muß Minchen nicht gucken,
sie steht einfach brav still, bis der Zug sich hinter ihr formiert hat.
Nur bitte nicht neben dem Pferd laufen, falls sie sich mal umdreht,
aber heute dreht Minchen sich auch nicht um, sie läuft einfach
brav Schrittchen für Schrittchen im Zeitlupentempo passend zu den
kurzen Kinderbeinen. Was ein voller Magen doch ausmacht, oder will sie
hier den Profi rauskehren? Nur mein Bettler ist noch nicht da, gut,
dass ich nichts gesagt habe... Dieses Jahr sind nur sehr liebe nette
Kinder dabei. Keine Laterne, die meinem Pferd im Bauch landet, keine
Sorgen um zarte Kinderfüße. Das ist viel besser.
So ziehen wir durch die Stadt, kreuz und quer. Die Kapelle spielt,
diesmal wieder ohne Pauke, die Martinslieder erklingen. Das ist so
toll. Donnernd fährt ein ICE vorbei, verfolgt von einem
Güterzug und ich habe gedacht, die streiken...Dunke schwere, fast
über den Laternen dahinfegende Wolken, da kommt plötzlich
mein Bettler unter der Brücke hervor, was ein Glück. Das
Feuer ist wieder riesig. Minchen zögert, aber hinter Ulrich
marschiert sie doch über die Wiese. Der Wind facht das Feuer immer
wieder an, ein dichter Funkenregen zieht über die Wiese, Minchen
ist das suspekt, nur den Rückwärtsgang kann ich einlegen. Hm,
setz Dich am Besten neben den Holzstapel, da werde ich wohl hinkommen.
Als das Martinslied erklingt, treten wir in Aktion, leider singt kaum
einer mit. Ich reiche Ulrich den halben Mantel, will davoneilen, aber
die vierte Strophe fehlt irgendwie... Jetzt ist das Feuer klein genug.
Ulrich den Mantel um die Schultern, Minchen im Schlepptau reiten wir um
das Feuer herum, einmal, zweimal.
Das hat Spaß gemacht, die Überraschung ist gelungen.
Minchen darf noch ein wenig grasen, der Zug löst sich auf. Die
Feuerwehr legt schon mal den Löschschlauch bereit und markiert den
Hydranthen mit einer Baustellenlampe. Das stört mein Pferd nicht
weiter, aber daß das Schild an der Unterführung scheinbar
mitblinkt, das findet sie nicht in Ordnung.
Im Dorf sind die Kinder mit ihren Laternen und Tüten unterwegs,
Hallo St. Martin, guck mal, wer da ist.
Ulrich fährt Heimwärts, ich entkostümiere Pferd und
Reiter. Der Heusack baumelt leergegessen im Wind. Komm Minchen, wir
fahren heim, aber Minchen steigt nicht ein. Nanu, was ist das? Da kommt
eine Dame des Weges daher und bricht in wahre Begeisterungsrufe aus, so
ein hübsches Pferd, eigentlich hat sie es ja nicht so mit Pferden,
aber dieses hier... Jetzt kann Minchen einsteigen. Ohne weitere
Zwischenfälle kommen wir am Stall an. Ist Minchen krank?, kommt
ihr aus der Klinik? Ne, vom Martinszug! *kopfschüttel.
Das war richtig gut, wenn wir dürfen, sind wir nächsts Jahr
wieder dabei.
Geregnet hat es natürlich erst wieder, als wir
am Stall waren - aber wie.