Neujahr 2003

Silvester 2002
Irgendwer kam beim Weihnachtsessen auf die Idee, laßt uns Silvester doch mit den Pferden feiern, im Reiterstübchen und Mitternacht gehen wir auf die schöne Aussicht. Cool, das machen wir. So spontan wie wir das beschlossen hatten war dann auch die Planung. Immerhin hatten wir etwas zu knabbern, als es auch schon Zeit war, uns auf die Socken zu machen. Ganz spontan waren wir nämlich zu einer Feuerzangenbowle eingeladen worden, auf dem Weg zur schönen Aussicht. Die Kinder ganz zappelig freuten sich schon auf den Ausritt am nächsten Tag. Der Wettergott hatte ein Einsehen mit uns und beschehrte uns zum Jahreswechsel nach tagelangem Dauerregen trockenes Wetter. So erklommen wir guter Dinge die schöne Aussicht. Eine Menge Volk - für so ein Dorf hatte sich bereits dort oben versammelt und auch die ersten Böller erleuchteten bereits den Himmel, dabei würde das Jahr noch fast 10 Minuten brauchen, um zu verstreichen.
Von dort oben hat man eine gute Sicht über ganz Leverkusen bis zur Rheinbrücke, über Köln, Burscheid, Witzhelden, kurz vor Mitternacht nahm der bunte Beschuß dramatisch zu, ein grandioser Anblick. Rundum leuchtete der Himmel in den verschiedensten Farb im Funkenregen. Ich glaube, ich habe noch nie mit so vielen Menschen Silvester gefeiert.
Anschließend sahen wir nach den Pferden, die sogleich ein "frohes neues Jahr" mit den Hufen trommelten und ihre Neujahrsbegrüßung forderten, alles ruhig, die Knallerrei hat sie nicht sonderlich beeindruckt. Im Reiterstübchen konnten wir die verfrorenen Glieder wieder wärmen und mit einem leckeren Salat sogar den Magen füllen und neue Pläne für das junge Jahr schmieden.
Alle waren sich einig, das machen wir nächstes Jahr wieder! ein bischen besser organisiert.

Der Neujahrsritt - die Stallgemeinschaft Grunderhof
Wie geplant trafen wir uns am Neujahrsmittag am Stall zu einem gemeinsamen Ausritt mit anschließendem gemütlichen Beisammensein bei Keks und Glühwein oder Kakao. Pünktlich am Mittag setzte der Dauer-Nieselregen wieder ein. Ein paar Hartgesottenen überlegten immerhin trotzdem zu Reiten, während ich innerlich gerne bereit war, die Unternehmung auf den Teil im warmen Stübchen zu reduzieren. Aber die Kinder waren geradezu gierig auf den Ritt und sie hatten sich ja auch sooo gefreut. Außerdem hatte Silke mich beim letzen Regenritt erwischt und rief voller Überzeugung quer über den Hof "aber Du reitest doch ganz bestimmt". Wer kann da nein sagen....? Regenhosen hatten sie natürlich nicht, "brauchten wir auch nicht, denn bevor Du hier auftauchtest, kam hier niemand auf die Idee bei Regen auszureiten". Das ist garnicht wahr, es gibt hier Reiterinnen, die bei jeden Wetter auf dem Platz ihre Runden drehen, und da gehöre ich ganz bestimmt nicht zu. Immerhin konnten ein paar Regenjacken organisiert werden. So machte ich mich mit den Kindern auf den Weg. Wir einigten uns auf eine abgespreckte Variante der angesetzten 1 1/2 Stunden. Der Regen fiel unermüdlich, oben auf den Höhen pfiff zudem ein recht kalter Wind. Doch Kinder haben bekanntlich die beste Kondition und so trotzten wir ca. 40 Minuten lang dem Wetter. Fast zu Hause bleibt Minchen plötzlich stehen, auch Wotan und Felix wollen keine Schritt mehr tun. Ärgerlich treibe ich sie voran, erfolglos. Geee. Ok, keine Diskussion bei DEM Wetter, ich steige ab und maschiere voran, die Pferde fassen wieder Mut und laufen hintendrein. Hinter dem nächsten Hof offenbart sich der Grund für ihr Zögern. Ein paar Kinder zünden ihre letzten Silvesterknaller zu ihrer Freude, zu unserer Pferde Schrecken. Eilig streben sie dem Stall zu.
Die Pferde sind schnell versorgt und auf die Paddocks entlassen. Bei Glühwein, heißem Kakao oder Cappuccino, Chips und Keksen wärmen wir die durchfrorenen Muskeln, tauen langsam wieder auf und trocknen auch ein wenig. Der Rest der Mannschaft hat es sich schon gemütlich gemacht und nimmt uns auf in das warme Nest.

Der Neujahrsritt - privat nachgeholt
Samstag - 4. Januar. Der Dauerregen hat endlich nachgelassen, der Boden ist leicht gefroren. Der Reitplatz ist besetzt und so beschließen eine Stallkameradin und ich, den Neujahrsritt nachzuholen und die Strecke bei diesem schönen Wetter noch einmal zu gehen. Alles klar, Schuhe an, Pferde startklar. Ein Wiesenweg hinauf zu einer leichten Anhöhe läd ein zu Trab und Galopp. Begeistert machen die Pferde mit. Hurra, der Regen hat aufgehört rufen die Hinterbeine laut in die Luft. Hui, da fliegt auch schon der erste Schuh. Sekunden später befördert ein weiterer Buckler auch den zweiten Schuh ins angrenzende Feld. Aber schön ist es. Hummeln im Hintern, befreit prusten die Pferde die Luft durch die Nüstern, warten artig, bis ich den modernen Hufschutz wieder eingesammelt habe. Etwas weniger rasant sezten wir den Ritt fort. Ein mit den Reifen Schlamm aufspritzendes Auto und ein zu reparierendes Motorrad mit laut aufheulendem Motor stellen die Pferdenerven - und auch unsere - noch einmal auf eine harte Probe. Es sind halt doch Tiere und keine Maschinen.
Kurz aber fein, der Ritt.

Der Neujahrsritt der Freizeitreiter
Der nächste "Neujahrsritt" war für den 5. Januar angesetzt, Start und Ziel, Scheuren bei Odenthal hoch oben im bergischen Land. Der tagelange Regen ließ die Bäche und Flüße anschwellen, die ersten Hochwasserwarnungen flatterten durch das Radio. Doch bevor die Flut zur Katastrophe wurde, hörte es endlich auf, frostige Temperaturen bestimmten zum Wochenende unseren Tagesablauf. Der wasser voll gesogene Boden gefror über Nacht und der Wetterbericht meldete sogar Schnee - ein eher untyisches Phänomen in unserer Gegend. Der knochenharte Matsch aber ist Gift für die Pferdebeine und so wurde der geplante Ritt abgesagt - zur Schonung unserer Pferde und der Nerven der Gespannfahrer.
Bei uns "unten" sah es nicht so dramatisch aus, die Temperaturen lagen knapp unter dem Gefrierpunkt und "bei uns" müssen wir ja auch nicht Verladen. So trafen wir uns spontan in aller Frühe zu einem eigenen "Neujahrsritt". Diesmal kannte Minchen den Weg ja schon, die Straßen waren frei von Eis und gut begehbar. Zielstrebig nahm sie Kurs auf Billys Box, doch der war heute schon startklar, so daß wir ohne den von ihr erhoffen Gaumenschmaus gleich aufbrachen. Der Himmel war leicht bewölkt, die Luft klar und kalt, einmal machte sogar die Sonne Anstalten, zu scheinen, aber es blieb bei dem Versuch. Unsere Pferde maschieren tapfer über den frostigen Boden, der eisige Bergbach stellt überhaupt kein Hindernis mehr da. Minchen stapft einfach hinein, nimmt einen Schluck Wasser und sucht sich sogleich vorsichtig ihren Weg durch die Steine, sie lernt.
Oben auf den Feldern ist es lausig kalt, der Boden hart und uneben. Schnell lenken wir unsere Pferde wieder tiefer in den Wald. Dort versperrt uns ein umgefallener Baum den Weg. Tief hinab ins Unterholz führt eine Spur, ein Versuch das Hindernis zu umreiten. Ich sondiere die Lage, während Uli die Pferde hält. Minchen und Billy verstehen sich prima. Bis zur Wurzel würden wir kommen, aber zurück auf den Weg wird es schwieig, zu dicht wachsen die Brombeerranken. Es hilft nichts, wir kehren um.
Durch den Wald gelangen wir zurück zur Autobahn, diesmal hilft uns eine Brücke über das unüberwindbare Hindernis. Die Pferde kümmern sich nur wenig um die unter ihnen durchbrausenden Autos. Ein ruhigerer Wiesenweg führt uns über die Berge zurück, schon können wir unter uns den Stall sehen, zum Greifen nahe wirken die Spielzeugpferde. In direkter Linie führt uns der Wiesenweg hinab ins Tal, ganz schön steil, aber diesmal bleibe ich auf dem Pferderücken. Billy kennt die Strecke. Minchen eilt hinterher, fast will sie antraben, aber Minchen! Bergab kommt das überhaupt nicht in Frage! Minchen sieht das ein. Während ich Zügel und Hände auf ihrem Widerrist abstütze sucht sie sich den Weg, schlitternd, rutschend aber sicher, sie lernt.
Geschafft, ein wunderschöner Ausritt liegt mal wieder hinter uns. Wir liefern Billy zu Hause ab, Minchen verabschiedet ihn leise wiehernd am Tor. Heimwärts sputet sie sich. Die Pfützen sind nun vollständig aufgetaut, die Sonne lugt vorsichtig unter der Wolkendecke hervor, ganz vorsichtig nur, nur nicht zeigen. Minchen zieht kräftig an. Im raumgreifenden Zweitakt erklimmt sie die schöne Aussicht. Die Reste von Silvester liegen noch überall verstreut, Sektflaschen, Bollerpackungen, Knallerkartons, Raketenreste. Wer feiern kann kann auch aufräumen!
Minchen versorgen, tränken, denn die Selbsttränken sind zugefroren. Großen Durst hat sie nicht, aber die Silagereste vom Frühstück fischt sie sich begeistert heraus. Ringo und Caesar belecken eifrig das Eis in ihrem Wassereimer. Eine richtige Delle hat sich schon gebildet. Also fülle ich auch ihren Napf mit Wasser. Nachdem sie ihren Durst gestillt haben gehen sie wieder in ihre Kampfspielchen über, Wotan hält besonnen Abstand.
15 Uhr, lohnt es sich noch zum Brunch in der Feldscheune vom Grunderhof? Klar doch. Zusammen gehen wir eben hinüber, werden mit warmen Kakao und Glühwein empfangen und auch Lebkuchen und Käsebrötchen schmecken köstlich. Eine Besichtigungstour zu den beiden Pferdeherden und durch die Offenställe runden den Besuch ab. Leise rieselt der Schnee, nicht viel aber beständig. Wir kehren zurück in den eigenen Stall, Boxen machen für die Nacht, Futter zubereiten, Wasser schleppen. Alles bereit.
Der Reitplatz liegt still im Tal. Cheeky und Caesar werden hergebracht, wälzen sich gleich begeistert im Sand, düsen Runde um Runde in immer engeren Zirkeln um die Bahn. Komm Wotan, bist auch mal dran. Der Schnee schmilzt überhaupt nicht auf seinem dicken Pelz. Während ich im die weiße Decke abbürste kehren Cheeky und Caesar zurück. Wotan nimmt ebenfalls gleich ein Sandbad, aber rennen mag er nicht. Erst als ich einen Spurt andeute, läßt er sich zu einem einzigen Buckler herab, dann eben nicht.
Für ein paar Minuten darf er auf die gefrorenen Weide, alle Pferde kauen zufrieden in ihren Boxen Heu, alle Pferde versorgt. Eine hauchdünne Zuckerschicht bedeckt die Landschaft. Eigentlich ein guter Start in 2003.
 
 

designed by igramul