Der Neujahrsritt - die Stallgemeinschaft
Grunderhof
Wie geplant trafen wir uns am Neujahrsmittag am Stall zu einem gemeinsamen
Ausritt mit anschließendem gemütlichen Beisammensein bei Keks
und Glühwein oder Kakao. Pünktlich am Mittag setzte der Dauer-Nieselregen
wieder ein. Ein paar Hartgesottenen überlegten immerhin trotzdem zu
Reiten, während ich innerlich gerne bereit war, die Unternehmung auf
den Teil im warmen Stübchen zu reduzieren. Aber die Kinder waren geradezu
gierig auf den Ritt und sie hatten sich ja auch sooo gefreut. Außerdem
hatte Silke mich beim letzen Regenritt erwischt
und rief voller Überzeugung quer über den Hof "aber Du reitest
doch ganz bestimmt". Wer kann da nein sagen....? Regenhosen hatten sie
natürlich nicht, "brauchten wir auch nicht, denn bevor Du hier auftauchtest,
kam hier niemand auf die Idee bei Regen auszureiten". Das ist garnicht
wahr, es gibt hier Reiterinnen, die bei jeden Wetter auf dem Platz ihre
Runden drehen, und da gehöre ich ganz bestimmt nicht zu. Immerhin
konnten ein paar Regenjacken organisiert werden. So machte ich mich mit
den Kindern auf den Weg. Wir einigten uns auf eine abgespreckte Variante
der angesetzten 1 1/2 Stunden. Der Regen fiel unermüdlich, oben auf
den Höhen pfiff zudem ein recht kalter Wind. Doch Kinder haben bekanntlich
die beste Kondition und so trotzten wir ca. 40 Minuten lang dem Wetter.
Fast zu Hause bleibt Minchen plötzlich stehen, auch Wotan und Felix
wollen keine Schritt mehr tun. Ärgerlich treibe ich sie voran, erfolglos.
Geee. Ok, keine Diskussion bei DEM Wetter, ich steige ab und maschiere
voran, die Pferde fassen wieder Mut und laufen hintendrein. Hinter dem
nächsten Hof offenbart sich der Grund für ihr Zögern. Ein
paar Kinder zünden ihre letzten Silvesterknaller zu ihrer Freude,
zu unserer Pferde Schrecken. Eilig streben sie dem Stall zu.
Die Pferde sind schnell versorgt und auf die Paddocks entlassen. Bei
Glühwein, heißem Kakao oder Cappuccino, Chips und Keksen wärmen
wir die durchfrorenen Muskeln, tauen langsam wieder auf und trocknen auch
ein wenig. Der Rest der Mannschaft hat es sich schon gemütlich gemacht
und nimmt uns auf in das warme Nest.
Der Neujahrsritt - privat nachgeholt
Samstag - 4. Januar. Der Dauerregen hat endlich nachgelassen, der Boden
ist leicht gefroren. Der Reitplatz ist besetzt und so beschließen
eine Stallkameradin und ich, den Neujahrsritt nachzuholen und die Strecke
bei diesem schönen Wetter noch einmal zu gehen. Alles klar, Schuhe
an, Pferde startklar. Ein Wiesenweg hinauf zu einer leichten Anhöhe
läd ein zu Trab und Galopp. Begeistert machen die Pferde mit. Hurra,
der Regen hat aufgehört rufen die Hinterbeine laut in die Luft. Hui,
da fliegt auch schon der erste Schuh. Sekunden später befördert
ein weiterer Buckler auch den zweiten Schuh ins angrenzende Feld. Aber
schön ist es. Hummeln im Hintern, befreit prusten die Pferde die Luft
durch die Nüstern, warten artig, bis ich den modernen Hufschutz wieder
eingesammelt habe. Etwas weniger rasant sezten wir den Ritt fort. Ein mit
den Reifen Schlamm aufspritzendes Auto und ein zu reparierendes Motorrad
mit laut aufheulendem Motor stellen die Pferdenerven - und auch unsere
- noch einmal auf eine harte Probe. Es sind halt doch Tiere und keine Maschinen.
Kurz aber fein, der Ritt.
Der Neujahrsritt der Freizeitreiter
Der nächste "Neujahrsritt" war für den 5. Januar angesetzt,
Start und Ziel, Scheuren bei Odenthal hoch oben im bergischen Land. Der
tagelange Regen ließ die Bäche und Flüße anschwellen,
die ersten Hochwasserwarnungen flatterten durch das Radio. Doch bevor die
Flut zur Katastrophe wurde, hörte es endlich auf, frostige Temperaturen
bestimmten zum Wochenende unseren Tagesablauf. Der wasser voll gesogene
Boden gefror über Nacht und der Wetterbericht meldete sogar Schnee
- ein eher untyisches Phänomen in unserer Gegend. Der knochenharte
Matsch aber ist Gift für die Pferdebeine und so wurde der geplante
Ritt abgesagt - zur Schonung unserer Pferde und der Nerven der Gespannfahrer.
Bei uns "unten" sah es nicht so dramatisch aus, die Temperaturen lagen
knapp unter dem Gefrierpunkt und "bei uns" müssen wir ja auch nicht
Verladen. So trafen wir uns spontan in aller Frühe zu einem eigenen
"Neujahrsritt". Diesmal kannte Minchen den Weg ja schon, die Straßen
waren frei von Eis und gut begehbar. Zielstrebig nahm sie Kurs auf Billys
Box, doch der war heute schon startklar, so daß wir ohne den von
ihr erhoffen Gaumenschmaus gleich aufbrachen. Der Himmel war leicht bewölkt,
die Luft klar und kalt, einmal machte sogar die Sonne Anstalten, zu scheinen,
aber es blieb bei dem Versuch. Unsere Pferde maschieren tapfer über
den frostigen Boden, der eisige Bergbach stellt überhaupt kein Hindernis
mehr da. Minchen stapft einfach hinein, nimmt einen Schluck Wasser und
sucht sich sogleich vorsichtig ihren Weg durch die Steine, sie lernt.
Oben auf den Feldern ist es lausig kalt, der Boden hart und uneben.
Schnell lenken wir unsere Pferde wieder tiefer in den Wald. Dort versperrt
uns ein umgefallener Baum den Weg. Tief hinab ins Unterholz führt
eine Spur, ein Versuch das Hindernis zu umreiten. Ich sondiere die Lage,
während Uli die Pferde hält. Minchen und Billy verstehen sich
prima. Bis zur Wurzel würden wir kommen, aber zurück auf den
Weg wird es schwieig, zu dicht wachsen die Brombeerranken. Es hilft nichts,
wir kehren um.
Durch den Wald gelangen wir zurück zur Autobahn, diesmal hilft
uns eine Brücke über das unüberwindbare Hindernis. Die Pferde
kümmern sich nur wenig um die unter ihnen durchbrausenden Autos. Ein
ruhigerer Wiesenweg führt uns über die Berge zurück, schon
können wir unter uns den Stall sehen, zum Greifen nahe wirken die
Spielzeugpferde. In direkter Linie führt uns der Wiesenweg hinab ins
Tal, ganz schön steil, aber diesmal bleibe ich auf dem Pferderücken.
Billy kennt die Strecke. Minchen eilt hinterher, fast will sie antraben,
aber Minchen! Bergab kommt das überhaupt nicht in Frage! Minchen sieht
das ein. Während ich Zügel und Hände auf ihrem Widerrist
abstütze sucht sie sich den Weg, schlitternd, rutschend aber sicher,
sie lernt.
Geschafft, ein wunderschöner Ausritt liegt mal wieder hinter uns.
Wir liefern Billy zu Hause ab, Minchen verabschiedet ihn leise wiehernd
am Tor. Heimwärts sputet sie sich. Die Pfützen sind nun vollständig
aufgetaut, die Sonne lugt vorsichtig unter der Wolkendecke hervor, ganz
vorsichtig nur, nur nicht zeigen. Minchen zieht kräftig an. Im raumgreifenden
Zweitakt erklimmt sie die schöne Aussicht. Die Reste von Silvester
liegen noch überall verstreut, Sektflaschen, Bollerpackungen, Knallerkartons,
Raketenreste. Wer feiern kann kann auch aufräumen!
Minchen versorgen, tränken, denn die Selbsttränken sind zugefroren.
Großen Durst hat sie nicht, aber die Silagereste vom Frühstück
fischt sie sich begeistert heraus. Ringo und Caesar belecken eifrig das
Eis in ihrem Wassereimer. Eine richtige Delle hat sich schon gebildet.
Also fülle ich auch ihren Napf mit Wasser. Nachdem sie ihren Durst
gestillt haben gehen sie wieder in ihre Kampfspielchen über, Wotan
hält besonnen Abstand.
15 Uhr, lohnt es sich noch zum Brunch in der Feldscheune vom Grunderhof?
Klar doch. Zusammen gehen wir eben hinüber, werden mit warmen Kakao
und Glühwein empfangen und auch Lebkuchen und Käsebrötchen
schmecken köstlich. Eine Besichtigungstour zu den beiden Pferdeherden
und durch die Offenställe runden den Besuch ab. Leise rieselt der
Schnee, nicht viel aber beständig. Wir kehren zurück in den eigenen
Stall, Boxen machen für die Nacht, Futter zubereiten, Wasser schleppen.
Alles bereit.
Der Reitplatz liegt still im Tal. Cheeky und Caesar werden hergebracht,
wälzen sich gleich begeistert im Sand, düsen Runde um Runde in
immer engeren Zirkeln um die Bahn. Komm Wotan, bist auch mal dran. Der
Schnee schmilzt überhaupt nicht auf seinem dicken Pelz. Während
ich im die weiße Decke abbürste kehren Cheeky und Caesar zurück.
Wotan nimmt ebenfalls gleich ein Sandbad, aber rennen mag er nicht. Erst
als ich einen Spurt andeute, läßt er sich zu einem einzigen
Buckler herab, dann eben nicht.
Für ein paar Minuten darf er auf die gefrorenen Weide, alle Pferde
kauen zufrieden in ihren Boxen Heu, alle Pferde versorgt. Eine hauchdünne
Zuckerschicht bedeckt die Landschaft. Eigentlich ein guter Start in 2003.