Der Westernpadschoner

"anatomisch"
31. Dezember 2009

Bei Loesdau gibt es ein neues Produkt, einen Westernpadschoner. Praktisch, denn die Westernpads passen so schlecht in die Waschmaschine, ungewöhnlich in schwarz, einfach, denn eigentlich sieht es aus wie eine ganz normale klassische Schabracke und das ist es auch, nur ein wenig größer. Ein wenig. Denn bei genauem Hinsehen, ist das gerade Modell für Westernpads schlicht zu klein. Ok, dann lugt es nicht unter dem Pad hervor, es ist einfach unsichtbar, aber der Rand könnte scheuern. Das wollte ich nicht an Minchen ausprobieren, darum habe ich den Padschoner zurückgeschickt und die anatomisch geformte Variante bestellt, denn dieses ist glatte zehn Zentimeter größer. Im Katalog hatte die Form allerdings wenig mit der Anatomie eines Pferderückens zu tun und in der Praxis leider auch nicht. Wer denkt sich so etwas aus? Welche Westernpferde haben so einen geraden Rücken und dazu einen derartig hohen Widerrist? Welche Pferde sind überhaupt so gebaut? Und unter welches Westernpad soll das bitteschön passen, ohne zu knuddeln?

Aber anstatt den Padschoner zurück zu schicken, wollte ich ihn mir einfach passend schneidern. Meister, darf ich trennen? Fein säuberlich trennte ich also die Nähte des Buckels auf. Doch wie muß ich das Pad nun zurecht schneiden, damit das Ergebnis wirklich anatomisch ist? Mein Pad hatte ich natürlich im Stall gelassen, ich wollte aber heute noch fertig werden.

Wenn man ein wenig durch den Katalog blättert, erkennt man sehr schnell, dass auch bei Loesdau im western und klassischen Bereich unter "anatomisch" etwas anderes verstanden wird, was dem lebendigen Pferderücken tatsächlich wesentlich näher kommt. Da ich schon einige klassische Schabracken "anatomisch" für die Kutsche bestellt und gekürzt habe, wußte ich, dass diese Minchen gut passen. Nach ein wenig Grübelei hatte ich die zündende Idee: Karos zählen! Über neun Karos mußte das Pad zwei einhalb Karos an Höhe gewinnen. Also konnte ich gut drei Karos abschneiden. Gedacht, getan. Alles wieder zusammen genäht und fertig.
Jetzt bin ich wirklich gespannt, wie dieses Unterpad sich in der Praxis bewährt.

genial.

Dabei ist die Erfindung garnicht neu, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Im Internet gibt es das Original unter dem Namen Paddy. Wenn ich das eher gewußt hätte, hätte ich mir die Arbeit fast sparen können... fast, denn das Original ist nicht anatomisch.


Ein Tipp aus der Schneiderwerkstatt
31. Dezember 2009

Selet- und Longiergurtunterlagen sind in der Regel deutlich teurer, als normale Sattelunterlagen. Also kaufe ich einfach eine günstige klassische Schabracke, bevorzugt in der anatomischen Version, und halbiere sie. Aus eins mach zwei.
Dazu trenne ich zuerst die Einfassung im hinteren Bereich auf, schneide die Schabracke in der Mitte durch und nähe die Einfassung wieder zu. Was über ist, schneide ich ab. Für die zweite Hälfte kaufe ich ein neues Schrägband, womit ich die hintere Hälfte der Schabracke einfasse. Die Gurtschlaufen lasse ich so, wie sie sind, die Strupfenschlaufen hingegen trenne ich auch vorsichtig ab und nähe sie als Gurtschlaufe an die zweite Seletunterlage. Fertig.

designed by igramul