Schwalm-Nette- Distanz
gut gemacht...
Ganz kribbelig schauen wir uns um, sind wir hier richtig? 18
Uhr und niemand da... Ein paar einsame Paddocks stehen da rum, die
Litze pendelt geisterhaft leise im Wind. Spukstadt. Doch doch, wir sind
hier wohl richtig, aber die Anderen reisen wohl alle erst morgen an.
Doch da kommen noch zwei andere, bauen für sich und die Pferde ein
gemütliches Nachtlager. Rechtzeitig bevor es endgültig dunkel
ist, haben wir alles bereit. Die Ponies sind für die Nacht
versorgt, jetzt sind wir dran.
Dunkel und verlassen steht ein großes Zelt mit Bierzeltgarnitur
herum, still ist es, als wir unser Abendessen genießen.
Brötchen mit Nuletta, Kartoffel- und Nudelsalat. In der Ferne wird
eine Party gefeiert, das umpf umpf des Basses hallt herüber und
die Flutlichtanlage erhellt die Nacht.
Die Toilette ist mal wieder verstopft, Wasser kommt auch keines. Die
rechnen hier wirklich nicht so früh mit uns. Doch in den Rabatten
vor der Toilette steht eine Schlauchtrommel, ob die Anschluß hat?
Tatsächlich, da ist ein Kran in der Wand und Druck ist auch drauf
:-) Müssen unsere Ponies doch nicht dürsten.
Früh am nächsten Morgen beginnt das Treiben auf der Wiese.
Pö a pö reisen die Teilnehmer des Schwalm-Nette Distanzrittes
an. So langsam füllen sich die Paddocks, langsam wird es lebendig.
Da trudelt auch der Tierarzt ein, nun kann es losgehen. Alles klar im
Takt, keine Probleme, wir dürfen starten.
Und wenn ein Bedürfnis sich meldet? Die Baumschule ist gut
übersichtlich, kein Strauch, keine Hecke in der Gegend, nur eine
große Strohburg und das Klo ist immernoch verstopft.
Das Wetter ist schön, es verspricht ein warmer angenehmer
Herbsttag zu werden. Ab geht die Post. Minchen mit ihrem dichten
Winterpelz ist eher träge und so bummeln unsere Pferdchen im
gemütlichen Zockeltrab los, doch gleich werden wir aufgehalten,
der Einstieg in den Wald ist recht matschig. Wir riskieren nichts uns
lassen unsere Ponies im Schritt einen Pfad um die Pfützen suchen.
An der Gabelung wird es besser, der Ritt führt
ausschließlich über gut gepflegte Reitwege. Im Sommer sind
wir links herum geritten, der von der VFD organisierte Herbstritt
führt rechts herum. Das ist gut.
Eifrig traben wir voran, als von rechts aus einem Seitenweg
Spaziergänger mit einem Hund unseren Weg kreuzen, den Hund packt
sogleich das Jagdfieber, giftig bellend stürzt er sich auf die
Fesseln unserer Pferde. Die beeindruckt das nicht sonderlich, trotzdem
parieren wir durch, damit der Hund sich abregen kann. Der tut das aber
nicht und sie Hundehalterin macht auch keine Anstalten, ihren Hund
einzufangen, Schimpfen alleine genügt nicht. Also reiten wir
vorsichtig weiter, vielleicht läßt er dann von uns ab, ne
tut er nicht. Entschuldigung, wir sind hier auf einem Wettkampf mit
Zeitwertung, wir würden jetzt gerne weiter. Da die Hundebesitzerin
sich immernoch nicht in Bewegung setzt, lassen wir unsere Ponies wieder
laufen, der Hund wütend bellend hintendrein. Das nervt. Endlich
bequemt sich auch die Besitzerin hinter ihrem Hund her, ca. 500 m
lassen wir sie hinterherjoggen, ehe wir wieder durchparieren. Kein
Kommentar, ok wir traben weiter...
Die Sonne steigt immer höher, mir wird es immer wärmer. Die
Ärmel hochgekrempelt, den Schal ausgezogen, doch wohin damit.
Erstmal in der Hand halten, die Ponies traben so schön
gleichmäßig nebeneinander her. Nichts hält uns auf, die
Wege sind einfach Heizerwege. Schon sind wir am weißen Stein,
nanu, keine Kontrolle? Nö, keiner da, aber wir liegen sehr gut in
der Zeit.
Die Runde erkennen wir wieder, auch aus der anderen Richtung.
Eigentlich dürften es nur noch zwei Kurven, sein, dann etwas
abwärts und nach der Straße die Schrittstrecke. Jip, so ist
es. Gleich müßte die Brücke über die Schwalm
kommen, wo man gut an das Wasser heran kann. Der Fluß steht viel
höher, als im Sommer, wo er gerade mal bis über die Fessel
reichte, doch unsere Ponies sind geübte Kletterer und saufen
gierig das kühle Naß. Den Rest bis zur Pause führen
wir, Minchen döst fast ein in der Sonne und pitschnaß
geschwizt ist sie auch in ihrem Pelz. Im Gang zur Rastwiese ist kaum
Betrieb, Roegwins Po in der Nase hat Minchen gerade mal 45
Pulsschläge in der Minute - na bitte. Nach 10 Minuten sind es nur
noch 40 Pulsschläge, das ist fast ihr Ruhepuls. Und es ist soooo
warm. Ich bin fast in Versuchung, meine Jacke ganz auszuziehen.
Jeder Reiter bekommt einen Müsliriegel und ein Trinkpäckchen
in die Hand gedrückt, für die Pferde stehen Möhren zur
freien Bedienung bereit. Auch Wasser ist vorhanden, ein Trosser ist
hier wirklich nicht nötig, es ist für alles gesorgt. Dickes
Lob an die Organisation!
Vortraben, perfekt, auf geht es in die zweite Etappe. Hier haben wir
uns im Sommer getrennt und hier hat Silke mich angepfiffen und jetzt
kommen die zwei Querstraßen. Jaja, wir erkennen die Strecke
wieder. Minchen kann sich nicht so recht entschließen, ob sie vor
oder hinter Roegwin gehen möchte, eigentlich wechselt sie
ständig ihre Position. Minchen, dieses Ticktacktempo taugt nichts!
Unsere Pferdchen halten zwar die Gangart, wirken aber ein wenig lustlos
und durchgeschwitzt. Die Straße um das Heidecamp reiten wir
Schritt und werden prompt von einer einzelnen Reiterin überholt.
Nun liegen wir nicht mehr optimal in der Zeit, auf zum Endspurt. Die
Ponies lassen sich überreden und traben bis kurz vor die
Matschepassage. Nach 202 Minuten sind wir im Ziel, mal wieder über
die Zeit, aber was soll es, die Temperatur war für unsere Nordies
nicht optimal und wir saßen auch nicht sooo geschmeidig wie sonst
im Sattel. Puls 56, nach 10 Minuten 48. Nach nur 20 Minuten sollen wir
zur Nachuntersuchung erscheinen, alles ok, Ziel erreicht, wir sind in
der Wertung.
Im Ziel gibt es wieder reichlich Wasser und Möhren zur freien
Bedienung für die Pferde. Hut ab, das war spitze organisiert und
die Erinnerungstafel kann sich auch sehen lassen. Vielleicht sollte man
aber doch mal in ein Dixiklo investieren.
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