ein Neuer im Stall...
Wotan ist eine treue Seele. Kaum ist Minchen in Sicht, schon stiefelt
er in ihre Nähe, zeigt ihr die besten Weideplätze und sie
beknabbern sich gegenseitig den Pelz und bewedeln sich mit ihren
Schweifen gegen die Fliegen. Auch aneinander jucken ist schon mal
erlaubt. Doch Minchen ist ein Reisepferdchen - oft ist sie das ganze
Wochenende unterwegs und ihr liebster Reisegefährte ist Emi. Emi
Elektrola oder Emi Emilius, je nach Temperament.
Nun geschah es eines Tages, daß Emi zu Minchen und Wotan in den
Stall zog. Das Wochenende verspricht schönstes Sommerwetter, eine
gute Gelegenheit, die beiden neuen Pferde zu integrieren und den ganzen
Tag die Herde bei Waffeln und Kakao zu beobachten.
Höhöhö, begrüßt Wotan sein Minchen - denn zu
dieser Gelegenheit ist sie natürlich dabei, damit auch alle Pferde
wissen, daß sie trotz Weidebeschränkung dazu gehört.
Schade, daß ein Pferd da ein wenig kurzes Gedächnis hat...
Schwups hat Emi "sein Minchen" erkannt, wie schön, daß er
wenigstens ein Pferd unter den vielen Fremden hier kennt. Aber moment
mal... Wotan? Wotan paßt das wenig, er schmiegt sich an Minchens
rechte Seite, Emi an ihre linke. Minchen wird das alles zu eng, sie hat
nur das Gras im Kopf und trabt los, Gleichschritt marsch einen Zirkel
nach rechts, einen nach links, die beiden Wallache weichen nicht von
ihren Seiten, der 30 jährige Wotan nimmt die Innenkurve, der agile
Emi die Außenseite. So wird das nichts, Minchen wendet sich
wieder dem Gras zu. Wie Schatten folgen Emi und Wotan an ihrer Seite,
beschnuppern sich mal kurz über ihren Hals hinweg. Gleich herrscht
Einigkeit, jeder beschlagnahmt eine Seite, Dunja behält Wotans
andere Seite im Auge, Sunny trollt sich, Ringo steht wie eh und je
abseits.
die Weidetroika
Wotan rechts, Emi links - immer
So, Minchen nun hast Du genug Gras, haaaaaaallt, wie Gummi kleben Emi
und Wotan an ihr. Wotan bleibt durch ein strenges Wort zurück, Emi
geht fast durch den Zaun, doch kaum ist Minchen außer Sicht,
beruhigt er sich auch wieder. Sunny holt ihn ab.
Wer begrüßt sie lauter? Kaum ist Minchen wieder da, schwups,
sind Emi und Wotan an ihrer Seite. Wie eine Troika ziehen sie über
die Wiese, kaum einen Meter Abstand lassen sie zueinander. Auf der
Weide gut abgeschirmt, gefällt Minchen der neue Boxennachbar
überhaupt nicht, hin und hergerissen zwischen Angst und Abwehr
keilt sie gegen die Boxenwand um gleich darauf in der hintersten
Boxenecke zu verschwinden, eng an Wotan geschmiegt, soweit das eben
möglich ist. Ein Blick ins Stroh sagt mir, daß sie ihre
Haltung die ganze Nacht nicht verändert hat. Erst als Minchen und
Wotan die Boxen tauschen, kehrt Ruhe ein. Wotan ist sehr neugierig auf
den Riesen mit dem anscheinend sonnigen Gemüt, der
großzügig sein Kraftfutter durch die Gegend streut.
Wie es aussieht, bleibt uns die Weidetroika noch ein paar Tage
erhalten. Kaum erscheint Minchen auf der Bildfläche, flup flup wie
ein Magnet eilen Emi und Wotan an ihre Seiten.
Auch in Holland kleben Emi und Minchen wie die Kletten aneinander -
süß, aber nicht immer ungefährlich, doch das ist eine andere Geschichte,
die ein anderes Mal erzählt werden soll. Inzwischen ist Emi in die
Box neben Wotan gezogen - und wehe, Wotan ist nicht da!! immer wieder
kontrolliert er mit einer Nase voll Wotan seine Existenz. Die drei
verstehen sich so gut, daß sie sogar den Winter zu dritt auf
einem Paddock verbringen.