Veluwe-Wochenende

September/Oktober 2006
es war ja soooooooooooooooooooooooo tooooooooooooooooooooooooooooll *wiederhinwill








Jippie, wir fahren in die Veluwe, sie nehmen uns mit! Die Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude - kommt mir das nicht bekannt vor? - Ja, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll ... Diesmal fahren wir gleich für ein paar Tage nach Wolfsheze, so ein richtiges schönes langes Wochenende von Freitag bis Montag, vier Reittage liegen vor uns. Minchen ist zwar schon dick eingemummelt, aber ich habe sie sportlich geschoren und unser Distanztraining hält sie in Form. Na, dann kann es ja losgehen.

Doch oh Schreck oh Schreck, der Grenzer winkt mich heraus. Zum Glück will er nur Ausweis und Fahrzeugpapiere sehen ...

Der erste Tag
Kaum sind wir angekommen, werfen wir uns auch schon auf die Pferde. Zu zweit sind wir, Zweie, die heute nicht arbeiten mußten. Drei Stunden reiten wir in die nähere Umgebung, immer an der Bahnlinie entlang, darüber hinweg, wieder zurück und noch eine Runde Richtung Autobahn durch den Eichenwald.

Henriette Hoeve beherbergt gut einhundert Einstellpferde. Manche ihrer Reiter sind neugierig auf uns, andere sprechen uns sogar an. Der Nationalpark ist leider gesperrt, wegen der Brunstzeit. Schade.

Am Abend treffen auch die Anderen ein. Die vier "Niederrheiner", denen wir dieses tolle Wochenende zu verdanken haben, waren ebenfalls schon im Sattel, die beiden Bergheimer erreichen Wolfsheze bei Einbruch der Dunkelheit. Schnell sind die Zimmer verteilt, nicht ganz so schnell sind Berge von Essensvorräten in die Küche geschleppt. Donnerwetter, wie lange bleiben wir? Eine ganze Kavallerie? Aber so den ganzen lieben langen Tag reiten macht schließlich hungrig.

Mit so vielen Reitstunden darf Minchen die Nacht auf der Wiese mit Primo verbringen, den Maulkorb muß sie aber leider trotzdem tragen, aber erstmal darf die ohne. Kurz vor dem zu Bett gehen muß ich also nochmal hinaus, das Ding anziehen. Minchen steht träumend am Zaun. Beobachtet sie das Wetterleuchten, träumt sie von der Heide?

In der Veluwe gibt es keine Pferdebremsen, aber Mücken, die gibt es schon und nicht zu knapp. Bei offenem Fenster schlafen war wohl keine so gute Idee, dssssssssss, geht es die halbe Nacht und die folgende auf Mückenschlacht!

Der zweite Tag - Mossel
Das Ziel ist nicht gerade um die Ecke, de Lunterse Boer, ein Ausflugslokal. Schon drei Stunden oder gerade mal drei Stunden Reitzeit? Hier trennen sich unsere Wege. Die eine Gruppe nimmt den kürzeren direkten Weg, wir reiten noch einen Schlenker. Einsame Pfade schlängeln sich durch den Wald, Autostraßen bestehen aus körnigem Sand, verlassen liegt der Fietspfad als einzige Teerstraße. Mit Kompaß und Karte fragen wir uns durch. Da erreichen wir die Heide.
Hui ist das schön. Einmal Links ab, dann müßte die Heide vor uns liegen. Aber wo ist die Heide? Rund um uns wird der Wald immer tiefer. Schließlich gelangen wir zu einer Straße? Wo sind wir. Ein hilfreicher Radfahrer aus Rotterdam kann uns lokalisieren, aber das kann nicht stimmen, denn wir reiten nach Westen, auf der Karte müßte unser Weg aber nach Norden führen. Laß mich mal schauen. Diese Kurve da, das könnte diese hier sein, dann wären wir in Roekel. Das wird wohl stimmen, wir sind nur völlig ratlos wie wir hier hingekommen sind. Nun gut, kehren wir um. Langsam wir es auch Zeit, es ist schon sechs Uhr.
Da sind wir wieder am Tor, vor uns die Heide. Petra ist sich ganz sicher, sie war im Sommer schon mal hier, wie biegen wieder links ab und reiten immer tiefer in den Wald bis wir wieder nicht mehr wissen, wo wir eigentlich sind. Nun wird es arg, wir richten uns nach dem Kompass, reiten immer nach Süden, über den Radweg. Gelangen auf Sandwege, treffen frei weidende Pferde, treffen auf einen Ort. Mossel. 500 Meter bis zur Straße, meint ein Einwohner, das kann nicht stimmen, lauf Karte gibt es hier weit und breit keine Straße und um uns herum ist alles Heide. Zum Glück gibt es für die Radfahrer immer wieder Karten mit nummerierten Standorten. Vor so einem stehen wir nun und sind mal wieder völlig ratlos, wie wir nach Mossel geraten sind.
Eines verrät uns die Karte aber mit Sicherheit, bis Wolfsheze ist es noch ein gutes Stück, sagen wir etwa fünfzehn Kilometer.
Leise Zweifel melden sich, Unruhe macht sich unter den Reitern bemerkbar, die Pferde bleiben gelassen. Mutlos, Unlust, unfassbar, die Stimmung droht zu kippen. Es hilft alles nichts, wo Mossel dran steht, ist auch Mossel. Das ist eindeutig. Fünfzehn Kilometer bis Wolfsheze und die Sonne senkt sich unbarmherzig zum Horizont. Nun aber vorwärts, immer geradeaus, ein Abzweig. Auf der Karte sind es sechs Zentimeter, macht drei Kilometer in der Natur, zwanzig Minuten Traben. Immer südwärts und vor einer halben Stunde biege ich nicht ab. Wir sind im Stillen ganz froh, daß wir uns getrennt haben, so etwas peinliches, Dunkel wird es ganz sicher. Die Nerven liegen blank, mühsam beherrscht sich jede Einzelne von uns. Die Schatten werden länger und länger, purpurn erstrahlt die Heide.
Genau dreißig Minuten später, da, unser Abzweig. Langsam senkt sich die Dunkelheit über die Heide. Fullstopp. Die Pferde starren entgeistert auf das, was sich da vor uns durch die Heide bewegt. Es ist ein Stier mit mächtigen spitzen Hörnern, genau auf unserem Weg. Und er kommt genau auf uns zu. Gemach gemach.
Wir reiten geradeaus weiter, der Stier trottet seinen Weg, er gibt uns den Weg frei. Die Kurve stimmt, die Richtung stimmt. Ich habe jetzt die Karte, Silke kontrolliert immer wieder den Kompaß. Die Karte nutzt nun nicht mehr, denn man kann sie nicht mehr lesen, ich habe sie im Kopf gespeichert. Mächtige Hirsche springen durch das Unterholz, wir sind wieder im Wald. Schmalen Schneisen trauen wir nicht so recht, etwas zu weit westlich erreichen wir die Straße, aber so richtig froh werden wir wohl erst an der Autobahn sein. Geradeaus führt ein Wiesenweg weiter, wir erreichen einen größeren Weg. Links kann man Autolichter sehen. Petra will zurück zur Straße, aber das ist völlig verkehrt, da führt kein Weg über die Autbahn, ich bin für geradeaus und schlage den Weg auch ein, bevor es völlig dunkel ist und bevor wir uns in Diskussionen verzetteln. Im letzten Dämmerlicht pfeift Silke mich zurück, wo willst Du hin? - Auf einen Weg nach Süden. Aber das ist Südosten. Sie hat aufgepaßt, zum Glück. Also folgen wir dem breiteren Weg nach Rechts, das ist mir auch gleich sympatischer und es geht schnurstracks nach Süden. Wir gelangen auf noch einen breiteren Weg, den erkenne ich schon fast wieder, fast sind wir sicher, der Weg führt uns unter der Autobahn hindurch. Man kann die Hören, der Kompaß sagt, es stimmt.
Unter der Autobahn ist es stockfinster, doch uns poltern mehrere Steine von der Seele, wir sind auf dem richtigen Weg. Wir können schon wieder lachen, unser Abenteuer verdauen. Eigentlich ist es doch ganz lustig, so ein Ritt in der Dunkelheit. Da ist auch die Bahnlinie, nun können wir Wolfsheze nicht mehr verfehlen.
Neun Uhr. Elf Stunden nach Abritt sind wir am Ziel.

Der dritte Tag
Heute reiten wir getrennt los. Die "Niederrheiner" treffen sich mit anderen Niederrheinern am Nationalpark. Ich finde den Nationalpark nicht so toll, wenn ich an die Pferdesehnen denke und so machen wir "Bergischen" uns zu Huf auf den Weg. Drei Taschenlampen sind im Gepäck ...
Alle vertrauen mir, leider ist die Bodenqualität nicht in der Karte vermerkt. So führt uns unser Weg zunächst über steinige Reitwege, über Pflastersteine, über Asphalt ... und immer wieder leuchtet das Schild vom Veluwetrail, wir sind hier nicht verkehrt... Nach gut ein einhalb Stunden erreichen wir Schaarsbergen mit einem Pfannekuchenhaus. Jippie, da machen wir auf dem Rückweg Rast. Das ist schon gebongt. Jetzt erreichen wir auch die Sandwege in gewohnter Veluwequalität, nicht zu tief, nicht zu steinig, schön griffig, so richtig zum galoppieren - oder zum Galoppieren Üben. Im Zickzack geht es durch den Wald, noch ein Stückchen an der Autobahn entlang, schon sind wir wieder in der Heide. Schnurgerade zieht sich die Sandpiste ganz sanft den Hügel herauf, die Pferdeautobahn bis wir kurz oberhalb der richtigen Autobahn stehen. Hier kehren wir um, so schön die Heide auch ist, schließlich haben unsere Pferde den gestrigen Tag noch in den Knochen.
Zurück schlängelt sich der Weg zwischen Kiefern hindurch. Zur Sicherheit kontrollieren wir den Kompaß, aber es stimmt alles. Nur sieben Stunden waren es heute, gönnen wir unseren Pferden eine Pause ...

Der vierte Tag
nanu, auf einmal reisen alle ab, nein, sie reisen nicht nur ab, sie haben es sogar sehr eilig. Dabei ist es gerade mal neun Uhr durch. Da sind wir nur noch zu dritt und wollen unbedingt nochmal in die Heide. Düstere Wolken ziehen vorbei, in der Nacht hat es kräftig geregnet. Na prima, vielleicht muß ich dann heute weniger Staub schlucken.
Schnell die Pferde geputz, den Hof gekehrt, das Heu eingesammelt und verladen. Minchen ist etwas ungehalten, daß keiner ihrer neuen oder alten Freunde mit in den Anhänger steigen will, wiehernd und Hufe scharrend macht sie ihrem Unmut Luft. Es hilft alles nichts, Punkt zehn Uhr rollen wir vom Hof.
Wir haben einen netten Parkplatz ausfindig gemacht, dort stehen die Gespanne geschützt, nur einem Hund passt unsere Anwesendheit garnicht. Er bellt und bellt und bellt und bellt, bis Silke mal kräftig zurückbellt, da ist er plötzlich still.

Der Regen hat dem Boden gut getan, zwar ist der Sand nur oberflächlich gut gewässert aber es genügt, den Staub zu binden. Minchen ist ja fast schon eine Graufalbe. Petra war schon mal hier, heute übernimmt sie die Führung. Der Panzerrundeweg.
Eigentlich brauchen wir nur die breiten Sandautobahnen entlangdonnern, aber irgendwie haben wir es mal wieder in den Wald geschafft, zu einer Straße, wo wir garnicht hinwollten. Ich befrage kurz die Karte und erlaube mir einen Vorschlag, da haben wir den Panzerrundweg gefunden.
Wollen wir mal traben oder so? Oder so? :-) Zehn Minuten, halbe Stunde, das Tempo bestimmt allein die Kondition unserer Pferde. Zwei Traber mit Sulkys tollen uns entgegen, die haben es besser gemacht, denn unsere Runde führt sanft bergab, da gehen wir bei dem tiefen Sand lieber Schritt. Natürlich kommen auch in dieser Richtung genügend ebene Strecken. Tapfer stampft Minchen mit ihren kurzen Beinen hinter Abai und Penny her, im Galopp. Huuuiiii. Frei nach dem Motto, in der Veluwe gibt es keine Pferdebremsen ... - ei und wer bremst euch dann?

Leichter Nieselregen setzt ein, drohend ballen sich die Wolken zusammen. Es blitzt und donnert am Horizont, da kommt was rüber.
Ein Gewitter in der offenen Heide ist nicht so lustig, also machen wir uns auf in den Wald. Die Autobahnbrücke wäre nicht weit entfernt, aber wir finden Schutz unter den Bäumen, uns erwischt nur ein Ausläufer des Gewitters und die Pferde haben eine wohlverdiente Pause.
Woanders muß es heftig geregnet haben, denn auf dem Rückweg zum Parkplatz waten unsere Vierhufer durch tiefe Pfützen und stillen ihren Durst.

In der Veluwe ist der Besitz eines Reiterpasses Pflicht, garnicht so dumm, die Holländer. In so einer einsamen Gegend sollten ausreichende Reitkenntnisse vorhanden sein. Zum Nachweis tragen die holländischen Pferde gelbe Reitplaketten wie wir in NRW, nur statt eines Kennzeichens ist die Nummer des Reiterpassen aufgedruckt.

Es war ein ganz tollen Wochenende, ich hoffe, es hat allen so gut gefallen wir mir und alle sind wohlbehalten wieder zu Hause angekommen.



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