Wanderritt 2009

wir reiten nach Zülpich
August 2009

Im Spiel haben wir die Strecke schon erkundet, damit die Pferde keine unnötigen Umwege gehen müssen und die Kutsche auch sicher überall durch passt, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll... Im August geht es los. Und zwar zu Pferde, da ist man einfach beweglicher. Und weil wir inzwischen auf der Karte gesehen haben, daß durch den Kölner Stadtwald ein Reitweg führt, haben wir beschlossen, diesen zurück zu reiten. Neun Tage werden wir unterwegs sein, das ist schon ein richtiger Wanderritt.

Dienstag
4. August 2009

Entlang der Wupper
in der Wupper
am Rhein
auf der Fähre

Schock am Morgen, der Ritt steht auf der Kippe. Das durfte nicht passieren. Aber wieder erwarten stabilisiert sich mein Kreislauf, etwas verspätet können wir starten. Tarpan trägt seine sieben Meilen Stiefel, zügig übernimmt er die Tete. Das Wetter ist super, nicht zu heiß, trocken. Zunächst reiten wir die bekannte Strecke zum Rhein. An der Wupper ein Hund, ein belgischer Schäferhund, ein bisschen Trantüte und ein bischen Känguruh, hihi, das muß ich mir merken. Hach ist das schön. Wir verlassen das Wupperufer und sind bald in den Rheinauen. Minchen trabt munter voran, so muß sich Ayla gefühlt haben, als sie durch das Tal der großen Mutter auf Winnie geritten ist.
Die erste Pause machen wir im Schatten einer Weide in den Rheinwiesen, die Müsliriegel bewähren sich, der Eiswagen ist schon in Sichtweite. Aber zuerst müssen wir mit der Fähre über den Rhein setzen. Über Minchens Eisen ziehe ich Noppensocken, damit sie nicht rutscht, das klappt eigentlich ganz gut, nur die Vidiastifte drücken sich durch und rutschen dann doch auf dem blanken Metall der Fähre. Ohne zu zögern steigen unsere beiden Ponies ein, erst als die Fähre ablegt und sich dreht müssen sie gucken, was da los ist, aber sie bleiben brav. Zur Belohnung gibt es eine Eiswaffel, das Eis bekommen die Reiter. Hier ist das Rheinufer flach und sandig, da können die Pferde gut trinken, bis die Wellen kommen, das mögen sie ja garnicht.
Wir reiten am Deich entlang, biegen ab ins Landesinnere, vorbei an einem Segelflugplatz, das beunruhigt unsere Pferdchen aber nicht. Im Schatten ist es angenehm, wir gönnen unseren Pferdchen eine weitere Pause, das Tagesziel ist nicht mehr weit.
Unsere fleissigen Wanderreiterpferdchen übernachten beim Kölner Reit- und Fahrverein in Tenhoven, wo wir sehr nett in Empfang genommen werden. Sie bekommen Hafer und Heu satt. Eine Futterschüssel habe ich natürlich nicht mitgenommen, Tarpan bekommt einfach seinen Futtersack um, Mina muß ihren Hafer aus dem Falteimer klauben, das ist nicht sehr praktisch, ab morgen forme ich eine Schüssel aus dem Eimer. Der Futtersack entpuppt sich als sehr praktisch, Mina kann den Tarpan einfach nicht vom Hafer vertreiben. Tarpan allerdings muß noch lernen, dass er mit dem Futtersack nicht trinken kann... Das hat ja schon mal toll geklappt, Ulrich ist ganz stolz auf sich und das kann er auch sein, wo er doch diesen ganzen Wanderritt organisiert hat.

Die Pferde sind gut untergebracht, wir schultern die Packtaschen und marschieren ins Dorf. Hier haben wir ein Hotelzimmer gebucht. Doch im Trubel des Schützenfestes ist wohl der Wirt abhanden gekommen, jedenfalls macht niemand auf, was nun? Erstmal was essen, unsere Mägen knurren gewaltig, dann nochmal am Hotel vorbei geschaut, aber es ist immernoch keiner da. Also schultern wir wieder unsere Packtaschen und steigen in den nächsten Bus nach Worringen. So auffällig, wie wir sind, werden wir gleich angesprochen, so dass wir die richtige Haltestelle bald wissen. Im Hotel ist tatsächlich noch ein Zimmer frei, allerdings ist der Fernseher kaputt, aber das stört uns nicht. Der Rabatt ist entsprechend und weil uns das so gut gefällt, buchen wir das Zimmer auch gleich für den Rückritt. Jetzt aber schnell unter die Dusche, das haben wir wirklich nötig.

Ulrich hat ein neues Spielzeug, vom VFD haben wir uns ein GPS Outdoor Navi von Garmin geliehen, der an jedem Wegpunkt ein leises Fipen von sich gibt. Solange wir auf der richtigen Strecke sind, oder die Alternativen per Auge ausmachen, ist das ein prima Wegweiser, doch wehe, wenn man auf der vorgesehenen Strecke plötzlich nicht weiter kann. Im Zoom, um ein wenig Überblick zu bekommen, verschwinden gleich die kleineren Wege, und wenn die Wege da sind, hat man keinen Überblick. Aber es ist ein cooles Tool, die Strecke zu loggen. Man kann hinterher genau sehen, wo man war, wie schnell man gewesen ist und wie lang die Strecke war. Das macht die Statistik einfach nachzuhalten. Eine vernünftige Karte ersetzt der Garmin aber nicht.

Die Statistik für heute: 5 1/2 h Reitzeit, 4,5 km/h, 2 h Pause, 23 km

Mittwoch
5. August 2009

Wanderreiten macht müde, der Wecker sagt, dass wir eigetnlich längst am Frühstückstisch sitzten sollten. Jetzt aber raus aus den Federn. Das Frühstücksbüffet ist super, aber mich zieht es zu den Pferden und wir haben ja noch die Busfahrt vor uns. Die Ponies haben auch gut genächtigt, sie haben einen riesen Berg Heu über gelassen und schauen uns erwartungsvoll entgegen. Heute wird es sehr heiß. Abäppeln, Füttern, bald sind wir wieder startklar. Vor den Toren des Reitvereins giert Mina gleich nach dem saftigen Gras, die verschwendet keinen Gedanken in Richtung Heimat, willig läßt sie sich gen Zülpich lenken, wie ein Magnet folgt sie Tarpans Spuren, dockt an seinem Schweif an, dort ist sie mit sich und der Welt zufrieden. Zunächst haben wir ein wenig Schatten unter den Bäumen, doch dann geht es hinaus in der Felder, immer möglichst grüne Wege. Doch es läßt sich nicht immer vermeiden, eine längere Asphaltstrecke ohne ein winziges bisschen Schatten liegt vor uns, zur Pause genügt uns das nicht, aber zur Erleichterung der Ponies steigen wir ab und führen, bis wir an einem Militärzaun endlich Schatten mit einem breiten Grünstreifen finden, hier dürfen die Ponies endlich rasten.
Der Garmin hat es Urlich wirklich angetan, immer, wenn ich mich umsehe, hat er das Navi in der Hand. Wieso bekomme ich nur Bilder von Ulrich und seinem neuen Spielzeug?
Beim Ponyhof Stiller dürfen wir unsere Pferde tränken, später finden wir einen Bach, wo der Falteimer prima Dienste tut direkt neben einem abgeernteten Möhrenfeld. Klar, dass wir da für unsere Ponies ein paar Reste zusammensuchen. Vor der Straßenunterquerung steht noch ein Apfelbaum, da ist das Abendessen perfekt. Vor uns liegen endlose Stoppelfelder, so daß wir die ein oder andere Kurve abkürzen können. Endlich erreichen wir die Glessener Höhen, dort haben wir wieder Schatten. Plötzlich schlägt Minchens Navi an, sie beschleunigt ihre Schritte, hier Rechts, dann sind wir fix am Stall, wo der Abai wohnt. Aber wieso denn nicht? Irritiert hält sie inne, als ich sie weiter geradeaus lenke, fügt sich aber an Tarpans Flanke.

Glessener Höhe, gleich schlägt Minchens eingebautes Navi an...


Der Apfelbaum - ein Saumweg - Ulrich, den Garmin immer im Blick

Hinab im Tal queren wir die Erft und stoßen auf einen ausgewiesenen Reitweg, nun ist es nicht mehr weit. Im alten Forsthaus bei Familie Felten finden die Ponies ein super Quartier mit Heu und Stroh auf dem Paddock unter einer großen Eiche. Minchen fühlt sich gleich wohl, sie sichert sich die Ähren im Stroh, während Tarpan sich ausgiebig in der Lavaasche wälzt. Heute Nacht legt sie sich auch sicher nieder, das hat die schwarze Asche mir verraten.
Unsere Gastgeber bieten uns sogar einen Taxiservice nach Kerpen an, aber wir schlagen das aus. Nur so wird der Wanderritt perfekt, schließlich heißt es Wanderreiten: wandern & reiten.

Im alten Forsthaus war es so gemütlich, dass es recht spät geworden ist. Im Hotel haben sie blütend weisse Wäsche, nach der Dusche ist sie nicht mehr ganz so weiss, wie peinlich, aber kann man das ahnen, wie! schmutzig man auf so einem Wanderritt werden kann? Leider gibt es im Hotel kein Abendessen und die Kantine von den Tennishallen hat unter der Woche so spät auch schon zu, also lassen wir den Pizzaservice kommen. Man, was geht es uns gut.

Die Statistik für heute: 7 1/2 h Reitzeit, 4,7 km/h, 1:20 h Pause, 35 km

Donnerstag
6. August 2009

Die Ponies haben gut geschlafen, versorgt mit ein paar Tipps für die Strecke brechen wir bald auf. Da es wieder sehr heiß wird, versuchen wir am Neffelbach entland zu reiten, denn da gibt es Wasser und Schatten. Leider entpuppen sich die meisten Wanderwege als Teerstraße oder sind mit einem netten Reitverbotschild geschmückt. So ein Pech. Reiten wir halt über die Äcker, so wie es geplant war. Ulrich probiert es trotzdem, fast bekomme ich schlechte Laune, weil der Weg schon wieder Mist ist, glühend heiß, kein winziger Luftzug zwischen den Maisstauden, aber dann finden wir doch noch einen sehr hübschen Weg direkt am Bach entlang, der für die Umwege entschädigt. Leider endet auch dieser Weg mit einem Reitverbotschild. Zum Umdisponieren ist der Garmin absoluter Murks, also krame ich die Karten aus den Satteltaschen und studiere unsere Möglichkeiten. Prickelnd sind die alle nicht. Aber mit der Karte in der Hand bin ich gleich viel glücklicher. Zwei Einheimische erkennen unsere Ratlosigkeit anhand der Karte sofort, die zwei sind selber Reiter und kennen sich aus, sie reiten da immer lang. Ja, wenn das so ist... Dann reiten wir da auch lang.
Zügig erklimmen die Ponies die Höhe, oben auf den Feldern ist das Reiten wieder erlaubt, bald nähern wir uns dem Tagesziel in Vettweiß-Gladbach. Geschafft.
Die Ponies nächtigen im Offenstall von Familie Kerper, wir können auch gleich da bleiben. Urgemütlich mit viel Holunder im Auslauf, nebenan steht ein riesiges Warmblut, dass mich an Barney erinnert, Minchen wird auch gleich rossig, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Der Zaun hindert Tarpan daran, seine Stute zu verteidigen, er kann nur mit dollen quitschen imponieren. Aber erstmal Futter, der Futtersack hat sich ja als praktisch erwiesen, weil Mina so dem Tarpan kein Futter klauen kann, allerdings muß der Tarpan heute lernen, dass er mit dem Sack auch Minas Futterschüssel nicht putzen kann. Der Schelm.

Die Ponies sind versorgt, nun gehen wir etwas essen. Im örtlichen Gasthaus vertreiben wir unabsichtlich die lokale SPD von der Terrasse, drinnen war es einfach zu qualmig, danach waren wir noch bei Familie Lüttgen auf ein Bier eingeladen. Es wird ein sehr netter Abend. Im Heu bauen wir das dort deponierte Zelt auf gegen die Mücken, der Wasserschlauch dient Mensch wie Pferd gleichermaßen als Dusche.

Die Statistik für heute: 6 1/4 h Reitzeit, 4,4 km/h, 1,5 h Pause, 27 km

Freitag
7. August 2009

Wir frühstücken im Garten bei herrlichem Sonnenschein. Heute liegt nur eine ganz kurze Etappe vor uns, wir lassen es so richtig gemütlich angehen. Eine schnelle Dusche unter dem Gartenschlauch, boa, was geht es uns gut. Fix das Zelt verstaut, es bekommt eine MfG nach Zülpich. Wir reisen heute mit leichtem Gepäck.
Es wird extrem warm, aber wir haben schöne grüne Wege gefunden. Mit der Karte in der Hand fühle ich mich gleich besser. Unterwegs habe ich Ulrich das GPS abgeluchst, aber was sehe ich in der Pause, als ich ein Foto machen will... zapperlot, da hat er doch tatsächlich schon wieder den Garmin in der Hand.
Die Römerstraße enspuppt sich als schöner grüner Weg, mit hohem Gras und altem Baumbestand, da können wir noch eine schöne Rast einlegen. Nebenan plätschert sogar ein Bach, aber den Ponies ist das Gras lieber.
Frühstück im Sonnenschein

Schon ist sie zu sehen, die alte Römerstadt Zülpich. Hoch oben auf dem Weihertor flattert die grüne VFD-Flagge lustig im Wind. Buntes Treiben überall. Pferde, Reiter, Trosser, die VFD Presse ist auch vor Ort. Zünftig reiten wir durch das Stadttor für ein Foto, dann werden wir eingewiesen. Die Sättel kommen in den Truck, unsere Paddocks befinden sich ganz am Ende der Wiese unter der Stadtmauer, Wasser gibt es am Tank und ein großer Heuberg steht auch zur Verfügung, sogar ein Apfelbaum ist nicht weit. Das Gras steht fast kniehoch, in der Mitte befindet sich ein Wespennest, nur eine Dusche gibt es leider nicht, dafür ist das Essen gut und reichlich.
da isser doch schon wieder am GPS!
alte Römerstraße


Für den Abend ist ein heftiges Unwetter angesagt. Düren soll schon unter Wasser stehen. Der Fackelritt wird vorsichtshalber auf den nächsten Tag verschoben, so stand es auch in der Presse. Später am Abend regnet es, nach der Nachtsuppe versammeln sich noch ein paar Unkaputtbare zu Saxophonklängen am Lagerfeuer, während wir in unsere Zelte kriechen. Früh am Morgen bricht das Gewitter über uns herein, hin und her wandert tief grollend der Donner über dem Himmel, aus allen Richtungen scheint es zu dröhnen, bis sich das Crescendo entläd. Sinnflutartiger Regen strapaziert die Zeltbahnen, der erst zum Frühstück nachläßt.

Ankunft in Zülpich
Tolbiacum

Die Statistik für heute: 3 1/2 h Reitzeit, 4,4 km/h, 1,25 h Pause, 16 km

Samstag
8. August 2009

Der Tag beginnt diesig, feuchter Nebel hängt in der Luft, aber es bleibt trocken. Die Statistik für heute: 26 km, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.

Sonntag
9. August 2009

Es ist bedeckt aber trocken, angenehm warm und nicht mehr so heiß. Wir nehmen Abschied von Zülpich. Es war ein tollen Wochenende, doch so ganz ohne Dusche melden sich langsam die Plagegeister: Grasmilben haben sich in Strümpfen und Hosenbeinen festgesetzt. Während unser Zelt nach Gleuel reist, reiten wir begleitet von Nina und Twister nach Ahrem. Die Ponies merken, dass es nach Hause geht, sie sind kaum zu halten. Mit Riesenschritten stratzen sie los, dass der arme Twister kaum mithält. Auch wir freuen uns auf die Dusche am Abend.
Hie und da sieht man noch Reitergruppen heimwärts reiten, aber die meisten verladen ihre Pferde, so dass wir schnell unter uns sind. Langsam entspannen sich auch Mina und Tarpan, als sie merken, dass wir eine andere Route nehmen. Diesen Teil der Strecke haben wir noch nicht mit dem Fahrrad erkundet, wir müssen nach Karte reiten - Inke wieder glücklich. Auf einmal springen unsere Ponies entsetzt davon, ach Du großer Schreck, hinter dem Bahndamm sind plötzlich drei Pferde auftauchen, ebenfalls Heimkehrer aus Zülpich, da haben unsere Ponies wohl alle geschlafen.

mit Riesenschritten
zügig gen Norden ich habe keine Brille auf

Zwischen Wiesen und Feldern reiten wir, über Stoppelfelder und Stoppelfelder und Stoppelfelder. Der August ist eine prima Jahreszeit zum Wanderreiten. Wir finden ein schönes Stückchen Wiese, wo wir unseren Pferden eine Rast gönnen, zum Glück brennt die Sonne nicht mehr so unbarmherzig, wie auf dem Hinritt. Leider entpuppen sich alle Wassergräben als ausgetrocknet. Nina fragt nach einer Einkehrmöglichkeit für die Reiterkehlen, aber wir haben doch gerade erst eine Pause gemacht? Ja, aber nur für die Pferde, wendet Nina überrascht ein. Hm, darüber haben wir noch garnicht nachgedacht, wir haben das die ganze Zeit so gemacht. Wir haben fast nur schöne Wiesenwege gefunden, die Gruppe harmonisierte perfekt.
Schließlich liegt Ahrem vor uns, einmal durchs Dorf, schon stehen wir vor einem großen Stall mit vielen Offenboxen. Wir werden von der Stallgemeinschaft sehr nett emfangen, Herr Hofsümmer ist auch gleich vor Ort. Die Pferde bekommen einen Auslauf, Hafer satt und Heu. Alle drei stürzen sich völlig ausgetrocknet auf das Wasser, ein Eimer, drei Nasen, die gierig das kühle Nass in sich hinein schlürfen. Die Einsteller sind neugierig auf uns Wanderreiter, wir bekommen gleich Hilfe, für alles, was wir brauchen, eine Schubkarre, Wassereimer, ein Platz für unsere Sättel, dankeschön.
Doch oh weh, kaum ist der erste Durst gestillt, der größte Hunger gegessen, verteidigt Tarpan seine Stute dann doch, Twister muß auf dem kleinen Paddock rennen. Auch hier erweist sich die Stallgemeinschaft als äußerst hilfsbereit und flexibel, Twister darf auf die Wiese.

Gemütlich sitzen wir in der Sonne und geniessen unseren Urlaub, bevor wir uns ins Hotel aufmachen Nach einer ausgiebigen Dusche - wir können es kaum erwarten - gibt es Abendessen im Hotel. Den Abend haben wir mit einem riesigen Eis ausklingen lassen.
fast am Tagesziell
son Durst
Die Statistik für heute: 5 1/2 h Reitzeit, 4,7 km/h, 1,5 h Pause, 26 km

Montag
10. August 2009

Angenehm, bedeckter Himmel, auf nach Gleuel geht die Reise. Heute begleitet Nina uns mit Winni, denn Twister hat Probleme mit seinen unbeschlagenen Hufen. Vorsorglich hat sie auch eine zweite Wasserflasche im Gepäck, jetzt kennt sie uns ja besser - wir machen ja nur Pause für die Pferde...
Erstmal geht es weiter, wie gehabt, Stoppelfelder, Wiesenwege, doch die Tücken lassen nicht lange auf sich warten, erst kleinere Schwierigkeiten, Industrie zu umgehen, dann wird es schwieriger. RWE Gelände, Betreten verboten. Hm. Wir grübeln über Karte und GPS. Hinter uns donnern schwere LKW über die Straße. Der Zaun ist nicht in der Karte verzeichnet. Es bleibt uns wohl nichts anderes über, als der Straße zu folgen, wenigstens hat sie einen breiten Standstreifen. Doch was sehen meine scharfen Augen? das sieht doch so aus, als wäre da hinter dem Buschwerk eine Wiesenweg? Wir schlüpfen durchs Gebüsch, tatsächlich, am Feld entlang gibt es einen Weg, na bestens. An der nächsten Kreuzung vor der Landstraße schwenken wir wieder nach Rechts, in der Karte ist hier ein Weg und schließlich haben wir ein Ziel. Zunächst sieht der Weg gut aus, hunderte von Brombeeren finden den Weg in unsere Mägen, bis er immer ungepflegter und unwegsamer wird. Schließlich endet auch diese Alternative im Busch, son Mist, alles zurück? Uns bleibt nur die große Straße, aber die Leitplanke ist ein unüberwindbares Hindernis für die Pferde, eine rostige Schranke, ob die sich öffnen läßt? Tarpan schreitet kurzerhand zur Tat, jetzt ist sie offen, huch. Wir folgen der Straße, bald ist die Abzweigung von der Landstraße erreicht, wir sind wieder im Wald Links steht ein Reiten verboten, also reiten wir rechts weiter, leider endet dieser Weg an einer Wildschweinschonung. Schon wieder zurück und doch noch weiter über die Landstraße. Eine ganze Weile folgen wir der Straße, zum Teil auf dem Seitenstreifen, später auf dem Radweg. Wieder eine Schranke, diese läßt sich wirklich nicht öffnen, auch nicht vom Tarpan, aber wenn wir uns ganz schmal machen, passen wir daran vorbei, jetzt müsste Winni sich eigentlich auskennen. Es dauert noch einen Moment, bis auch Nina uns geortet hat. Der Reitweg führt uns  am See entlang, jetzt schreitet Winnie kräftig aus, ein Meer aus Blüten, Pappelwolle und Schnee. Das erkennt sogar Mina wieder, hier war sie schon einmal zu Besuch. Fast bis in den Stall führt uns der Reitweg. Geschafft.
Die Pferdedusche befindet sich in einer Box, Mina bekommt fast einen Tobsuchtsanfall, als sie Tarpan nicht mehr sehen kann. Wütend bearbeitet sie das Pflaster mit den Hufen, erst rechts, dann links, nun ist sie an der Reihe. Ah, da ist er ja wieder, guter Junge, aber jetzt alleine da rein, neee. Sie läßt sich aber doch hineinführen, nur mit dem Gesicht zur Wand mag sie nicht stehen, sie schaut lieber aus dem Scheunentor. Ich habe meinen Striegel unterwegs verloren, aber Nina hilft mit ihrem Waschhandschuh aus, dankeschön!

Die Pferde kommen auf das Paddock, als die Hofpferde reingeholt werden, dürfen sie auch ein wenig auf die Wiese, kommen aber freudig rein, sobald wir sie rufen. Heu her, und Hafer bitte. Die Menschen erholen sich Abends am Grill in Winnis Auslauf. Urgemütlich. Man kommt ins erzählen. Man kommt ans Träumen. Das war super. Wäre das nicht schön, wenn... Ulrich plant den Landessternritt 2010 in Burscheid.
Das Hotel ist auch prima, als wir uns auf den Weg machen, beginnt es ganz leise zu nieseln.
Winni

Ulrich und sein Spielzeug

Die Statistik für heute: 6 1/2 h Reitzeit, 4,3 km/h, 1,5 h Pause, 27 km

Dienstag
11. August 2009

Der Nieselregen hält die Nacht an, am Morgen ist die Luft diesig und feucht, da haben wir den Regenponcho wenigstens nicht umsonst mitgeschleppt. Optimisten können am Himmel aber ein wenig blau ausmachen, bald hört der Regen auf, die Wolken verziehen sich für den Rest des Tages. Minchenwetter, jetzt kann ich auch meine Weste wieder anziehen.
Nieselregen
Der Kölner Stadtwald
Müngersdorfer Stadion
am Rande einer Großstadt

Wir folgen den Wiesenwegen, an Gärtnereien vorbei, in der Ferne kann man schon die vier Masten des Müngersdorfer Stadion sehen. Ein kurzer Waldabschnitt, ein kleines Sträßchen, ein Baum mit wirklich vielen Mirabellen, nur keine in Reichweite. Minchen schnuppert interessiert am Boden, sie kraust auch vor dem Fallobst nicht die Stirn. Die nächste Brücke führt uns in den Kölner Stadtwald, zahlreiche Hufspuren weisen uns den Weg und da ist  es auch schon, ein hübsches Schildchen mit dem Hinweis Reitweg, ja, so haben wir uns das gewünscht, Wanderritt am Rande einer Großstadt. Durch Wald und Parkanlagen folgen wir dem Reitweg, über die Straßenbahn, alles frei? Nein, da kommt was. Das ist nicht gut für Pferde, die Schranke ist zu eng, also raus auf die Aachener Straße. Gut gemacht, die Pferde bleiben cool, der Reitweg geht direkt weiter. Irgendwann müssen wir links abbiegen, probieren wir es doch mit diesem Weg. Der Reitweg führt uns tatsächlich direkt am Stadion vorbei. Das gibt es nur in London - und in Köln. Ein Reitweg mitten in der Stadt. Ein kurzes Stück müssen wir noch durch die Siedlung, auch hier leitet uns ein sandiger Pferdepfad. Der Reitweg begleitet uns, bis wir wieder in den Feldern sind. Das Symbol mit der Muschel verrät uns, dass wir uns auf dem Jakobs Pilgerweg befinden. Stoppelfelder, Feld- und Wiesenwege, eine Autobahnbaustelle, ein Neubaugebiet, der Biocampus wirbt für sich, aber wir bleiben jenseits der Autobahn.
endlose Stoppelfelder
ups, da fehlt die Straße
Klick - das kenn ich doch!

Bald sind wir in bekanntem Gelände, bis hier sind wir mit den Rädern gekommen, bevor wir im zwischen Industrie und Umgehungsstraßen stecken geblieben sind, jetzt ist es leicht, den Weg zu finden, wenn nicht, ja, wennn nicht etwas Unvorhergesehenes dazwischen funkt...
Die Straße zwischen den Kiesgruben ist einfach verschwunden, stattdessen gähnender Abgrund. Dabei waren wir da mit den Rädern... Also außen herum, durch das Industriegebiet, ein Stückchen Straße, bis wir wieder im Grünen sind. Wir finden einen Bach für die Pferde, reiten durch ein niedliches Wäldchen und sind bald wieder da, wo wir mit den Rädern waren. Nun weist uns der Kölner Randkanal die richtige Strecke, wir wählen immer die Seite mit weniger Asphalt, so auch diesmal, an einem kleinen Sportplatz vorbei, da stehen wir wieder vor einem Rätsel, eine Wand, quer über den Weg, mitten in der Landschaft. Hier wurde eine Umgehungsstraße gebaut, die noch nicht in meiner Karte eingezeichnet ist, erkennbar ist nur ein heller Pfad, wo wohl mal etwas vermessen wurde. Das wars dann wohl, mit der spontanen Abkürzung. Jetzt bewährt sich der Garmin, aber nur, weil wir über den Rand meines Kartenausschnittes hinweg reiten. Die Karten vom Herweg sind natürlich mit dem Zelt im Troß... Am Kreisel finden wir endlich einen Überweg, um den See herum nähern wir uns einer T-Kreuzung. Minchen beschleunigt sofort den Schritt von 4,5 auf 5,5 km/h. Sie biegt rechts ab, bei ihr hat es Klick gemacht, bei mir dann auch endlich. Von rechts sind wir auf dem Herweg gekommen, auf Minchens Navi ist Verlaß.
Wir sind früh dran, gönnen wir unseren Ponies doch noch eine Graspause zum Schluß. Minchens Navi sagt, dass wir beim Kölner Reitverein übernachtet haben, dass es da Wasser, Hafer und Heu gab. Freudiges Wiedersehen in Tenhoven, die Wanderreiter sind zurück.
In Anbetracht der baldigen Heimkehr bieten wir den Ponies eine Rippe Stroh an, das haben sie gerne angenommen. Im örtlichen Hotel versuchen wir es garnicht erst, wir nehmen direkt den Bus nach Worringen. Jetzt muß ich noch Fährschuhe für Minchen basteln. Die Socken vom Herweg hatte ich unvorsichtigerweise entsorgt, stattdessen habe ich ein Stück Fensterleder gekauft. Ob das gut geht?

Die Statistik für heute: 7 h Reitzeit, 4,5 km/h, 1,5 h Pause, 32 km

Mittwoch
12. August 2009

Auf auf, die Heimat ruft. Die Ponies sind schon gefüttert, das ist Service, dankeschön. Das Wetter gibt sich diesig aber angenehm trocken, Mina hat es eilig, aber zuert hat sie Hunger. Die Ponies kennen den Weg, Mina eilt voran. Vor der Fähre gönnen wir uns noch ein Eis und den Ponies eine kurze Graspause. Auf der anderen Rheinseite gibt es ja noch genug zu Essen. Doch bald hat Minchen keine Geduld mehr, die Fähre legt an, Platz da, hier komme ich. Vorsichtig. Das Fensterleder kann sich nicht bewähren, die Vidiastifte bohren sich durch, Mina rutscht, hält sich aber auf den Beinen. Kaum hat die Fähre angelegt, drängt es die Ponies vorwärts. Eigentlich hatten wir eine ausgiebige Rast am Rheinufer geplant, Minchen wandert grasend Richtung Heimat. Sie läßt sich jetzt nicht mehr aufhalten. Ausser... ja gibts denn das? Die Eisenbahnbrücke ist gesperrt, ab heute - und das meinen die richtig Ernst, da ist kein Durchkommen. Was nun? Durch Opladen? Schön ist das nicht. Lass uns doch an der Wupper entlang reiten, unter der Woche sind ja kaum Fußgänger unterwegs. Gesagt, getan.
Heimwärts

Auf den letzten Kilometern setzt leichter Nieselregen, der immer stärker wird. Schon brauchen wir unsere Regenmäntel, ein Schuh bleibt mal wieder im Matsch stecken, schnell wieder anziehen, den Berg hoch führt uns ein Reitweg. Im Wald sind wir noch geschützt, doch auf dem Feld angekommen ist der Regen bereits in einen zünftigen Dauerregen übergegangen. Im Regen überqueren wir die Straße, reiten hinab ins Tal, schnell unters Dach.
Willkommen zu Hause.

Daheim. Das war ein supertoller Urlaub. Viel Grün, tolle Wege gefunden, Wanderritt am Rande einer Großstadt.
Mina hat der Ritt richtig gut getan, das Stolpern ist weg, der Schritt ist wieder besser, sie ist nicht mehr so steif und ganz allgemein besser drauf. Ich glaube, der Urlaub hat ihr auch Spaß gemacht. Vielleicht hat sie ihre neue Passion Wanderreiten entdeckt.

Eines steht fest, nächstes Jahr reiten wir zum Strand.

Was fehlte: Mineralfutter/Salz, Kartentasche
Praktisch: Futtersack, Faltschüssel, Falteimer, Putzhandschuh.

Die Pferde sind versorgt, wir entlassen sie in ihre Herden, Minchen wird freudig von Tavi begrüßt, Tarpan wird von seinen Kumpeln intensiv beschuppert, der aufregende Duft des Reisenden haftet ihm an.

Die Statistik für heute:  4,5 h Reitzeit, 5,1 km/h,  1 h Pause, 23 km

Der Duft der weiten Welt

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