Grafenberg bei Nacht

Oder das schöne Ende eines Katastrophentages...
Es geschah, daß ich mir in den Kopf gesetzt hatte, das Western Reitabzeichen in Bronze zu machen. Wieso weshalb warum, das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll, doch just in dem Moment, wo ich den Entschluß gefaßt hatte, kam mir eine eMail ins Haus geflattert, wo genau dieses angeboten wurde, ein Kurs über 4 Wochenenden mit Prüfung am Sonntag. Prima, da machen wir mit. Aber ersteinmal sollen wir uns da vorstellen, Karneval, oh Schreck, damit habe ich ja garnicht gerechnet. Entprechend groß war das kribbeln im Bauch.

Auflösung
Viel zu früh bin ich am Stall, man will ja pünktlich sein, erstmal anhängen, mist, die Kupplung rastet nicht ein. Erstmal Stecker und Bremsseil einstöpseln und schon ist die Kupplung vergessen. Rumms, kaum daß ich angefahren bin, hat die Notbremse ausgelöst, aus dem Stecker ragen 7 hübsche bunte Kabel.Verdammt, es ließe sich ganz einfach reparieren, wenn man wüßte, wie gehören die wohl zusammen?
Den wichtigen Termin im Nacken rätseln und probieren wir gemeinsam. Am Ende blinkt und leuchtet er zwar nicht ganz korrekt aber immerhin genügend um doch noch zu fahren, eigentlich liegen wir noch ganz gut in der Zeit, also hurtig verladen. Monika und Husar nehmen wir mit, denn hinterher bleibt noch Zeit für einen Ausritt und der Grafenberger Wald liegt ja sozusagen auf dem Weg. Doch da hören wir das Geschrei vom Paddock, Dunja liegt fest und kann nicht mehr aufstehen. Mit vereinten Kräften versuchen wir sie wieder auf die Beine zu stellen, doch sie bricht immer wieder zusammen. Laß sie liegen, laß sie liegen, ein altes Pferd darf auch mal verschnaufen. Schön durchatmen Dunja, aber nicht auf die Seite legen, schön auf dem Bauch liegen bleiben. Ja, komm, versuch es nocheinmal. Beim 2ten Versuch steht sie endlich wieder auf allen Vieren, ziemlich wackelig zwar noch, aber sie steht. Und jetzt? Kurzer Anruf in Oermten, wir dürfen auch noch später kommen. Puh. Jetzt aber los.
Die Autobahn ist frei, wir kommen gut durch bis Rayen, da ist die Ortsdurchfahrt gesperrt, was nun. Na, Voß kenne ich noch von früher, da ist der Oermter Berg nicht weit, ist zwar ein kleiner Umweg über Kamp Lintfort, aber lieber ein kleiner Umweg bekannte Strecke, als jetzt noch verfransen.
Am Ziel werden wir nett empfangen und haben wirklich Zeit, erstmal die Pferde auszuladen und in Ruhe zu satteln. Husar schicken wir auf dem Reitplatz während ich Minchen in der schönen offenen Reithalle gleich nebenan ein wenig aufwärme. Minchen ist alles andere als begeistert, sich von ihrem neuen Freund zu trennen, zumal der laut trompetend über den Platz trabt, aber mit guten Zureden kann ich sie überzeugen, halbwegs anständig vorzureiten. Klar sind wir nervös, aber nun wird alles gut. Wir werden auch ganz fleißig üben.
Sichtung bestanden, nun reiten wir aus. Wo, wirklich Grafenberger Wald, immerhin wird es um diese Jahrenszeit noch früh dunkel? Doch, jetzt sind wir hier, jetzt ziehen wir das auch durch und im Grafenberger Wald kenne ich mich viel besser aus, als in der Leucht.
Die Strecke zieht sich wie Kaugummi in die Länge, wenn man es eilig hat, aber wir erreichen doch noch vor Einbruch der Dunkelheit den Parkplatz an der Rennbahn. Jetzt aber flott. Bester Dinge folgen wir dem Reitweg, los, laß uns galoppieren, solange es noch hell ist. Husar galoppiert am langen Zügel versammelt voran, Monika ganz beeindruckt im Sattel, während Minchen sich ordentlich strecken will. Wir nehmen die große Runde über die 7 Hügel. Der Brunnen ist leider abgedreht, zwei Berge nehmen wir noch im Galopp, bevor es zu Dunkel wird, die Gräben sind kaum noch zu erkennen, laß uns lieber Schritt reiten. Tatsächlich begegnen wir am Tennisplatz noch einem einsamen Reiter, auch hier gibt es die zu unserer Überraschung. Immer Dunkler wird es im Wald, gut, daß ringsherum so viele beleuchtete Gebäude stehen, es bitzt und blinkt um uns herum. Nun ist es stockfinster, gerade noch so eben können wir den Weg erkennen, da zwischen den Bäumen muß er sein. Bis zum Fluggelände ist es nicht mehr weit, hier können wir wieder viel mehr sehen. Einträchtig laufen unsere Pferde nebeneinander her, Dunkelheit verbindet eben.
Wir finden ihn tatsächlich wieder, zurück am Hänger lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, satteln die Pferde ab, reiben sie trocken, essen Kekse und spendieren ihnen Möhren. So brav waren sie heute, so stolz sind wir auf sie. Garnicht so einfach, das Handling der Transportgamaschen im Dunkeln. Auf nach Hause. Doch Husar steigt nicht ein. Auch Minchens gutes Beispiel kann ihn nicht überzeugen. Ich hab noch Leckerchen. NEIN, Monika wird wütend, sie hätte für den Notfall noch eine Banane in der Tasche, da steht er drauf und schwups ist Husar im Hänger. Ö - hat er das jetzt verstanden? Jedenfalls bekommt er seine Banane und Minchen ihr Leckerchen und so hat ein aufregender Tag ein wunderschönes Ende gefunden. 
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