Westernreitabzeichen

in Bronze...
Ich hatte das Gefühl, ich müßte mich und mein Pony mal beweisen, daß wir auch was können und nicht nur "in der Gegend rumgurken", blos Turniere reite ich ja nicht. Ich hatte das Gefühl, ich müßte meine Reitlehrerin mal motivieren, meinen Unterricht ernster zu nehmen,blos Turnierambitionen habe ich ja nicht.
Ich hatte das Gefühl, ich brauch mal einen Beweis, eine Urkunde oder so, irgendetwas, das uns sagt, was wir können.
OK, wenn wir keine Turniere reiten, dann reiten wir eben so eine Prüfung und machen das Reitabzeichen, mit Minchen natürlich. Die Idee war geboren, meine Reitlehrin fand die Idee auch gut, nur wann und wo wußte sie nicht, dafür kannte sie einen günstigen Verein für die FN Mitgliedschaft. Macht nix, einen passenden Termin hatte ich grad in die Mailbox bekommen. Es gab sogar noch einen zweiten komprimierten Kurs über Ostern, aber das sagte mir nicht so recht zu. Außerdem sind 100 km Autobahn in die ehemalige Heimat ja auch viel kürzer, als 100 km Serpentinen in die Fremde. Also rief ich da an, ja, der Kurs findet statt, ja, ich könnte da mitmachen. Aber ersteinmal sollten wir uns dort vorstellen, oh Schreck, damit hatte ich ja garnicht gerechnet, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Jedenfalls wurden wir zu dem Kurs am Reiterhof Oermter Berg zugelassen.

1. Samstag
Schneeflocken, wir fahren trotzdem. Nur ein winziger Stau auf der Autobahn, wir kommen pünktlich an, ich bin trotzdem total zappelig. Im Reiterstübchen warten belegte Brötchen auf den Verzehr und jede Menge Süßigkeiten. Minchen wartet am Hänger, während die Ziege ihre Heureste einsammelt. Uhu, eine Ziege, das kennt sie noch nicht, aber im Hänger stört sie auch nicht. Alle gesättigt?
Wir üben die Reiningsaufgabe und kritisieren uns gegenseitig. Minchen gibt ganz schön Gas. Meine Hände sind zu niedrig, ich darf den Sattel nicht berühren. Immer diese albernen Regeln, ich weiß, warum ich keine Turniere reite.... Nun die zweite Pattern, wieder sollen wir uns gegenseitig korrigieren, aber jetzt anders herum, was war besonders gut? Cooler Trick, das motiviert. Für die nächste Woche weiß ich, was ich üben muß.
Minchen bekommt eine saubere Box, während wir Theorie bei Kaffee und Kuchen üben. Ohwe, da sind noch ein paar Lücken. Um 19 Uhr geht ein langer Tag zu Ende, vom Schnee ist nicht mehr viel zu sehen und so machen wir uns unbehelligt auf die Heimreise.

2. Samstag
Sturmwarnung. Irgendwie ist es noch ganz schön früh im Jahr. Naja, im Zweifel übernachten wir eben, jetzt fahren wir erstmal los.
Trailtag, wie bauen wir am besten die Hindernisse auf, damit es auch gut paßt? Schließlich sind alle zufrieden. Zuerst das L, schön in Ruhe, Schritt für Schritt. Dann das Tor, da passen wir doch prima drunter durch, denkt Minchen, eh da, nix da, das fällt gleich um. Gerade noch kann ich den Torsturz verhindern. Sie hat keinen Bock auf Präzision und läßt das deutlich raushängen. Vielleicht klappt es besser rückwärts, da muß sie zuhören. Seitwärts L, Trabstangen, angalopp und haaaalt, vor der Brücke wieder bremsen. Die Brücke ist fremd, also bremst Minchen brav. Die 360° Wendung im Viereck hingegen verhampelt sie total.
Ein zweiter Durchlauf, den haben wir in der Prüfung nicht, aber wir üben ja noch. Rückwärts klappt das Tor wirklich besser und auch im Stangenviereck kann man tatsächlich zuhören, wow.
Nun aber schnell abgesattelt und zur Theorie eingefunden. Heute gibt es einen Film zu sehen.

3. Samstag
Regentag, wieder ein Tag in der Halle, nochmal Trailtraining.
Uff geschafft, und jetzt reitet ihr nochmal die Pattern durch. Wie, zwischen den ganzen Hindernissen hindurch? Klar, wenn ihr das könnt, könnt  ihr alles. Ja, dann. Minchen ist gut drauf , die Aufgabe gelingt viel flüssiger, als in der Woche zuvor.
So, ab zur Theorie in den Pferdestall, Pferdebeurteilung, Exterieur, Interieur - himmel, ich kann das nichtmal buchstabieren., aber eigentlich sind wir in der Theorie ganz gut.

4. Samstag
Strahlender Sonnenschein, heute geht es nun endlich ans Geländetraining, doch oh weh, was seid ihr für ein wilder Haufen, diszipliniert sollen wir über die Wiese galoppieren, hübsch zu zweit nebeneinander. Die Wiese ist garstig hubbelig, die Pferde wollen laufen. Endlich ist der Chef zufrieden, so machen wir das in der Prüfung.
Sattelkunde folgt im freien, bei dem schönen Wetter fallen uns auch die meisten Fachbegriffe gleich ein, klar, wir sind gut vorbereitet, zur Prüfung sind es keine 24 Stunden mehr. Jeder von uns bekommt ein oder zwei Scouts von den Basispaßleuten zugeteilt, die uns nach der Praxis die Pferde abnehmen, das ist eine prima Idee. Überhaupt ist der Kurs und der Prüfungstag perfekt organisiert.
Minchen bleibt über Nacht am Hof neben Cheyenne, während ich zu meinen Eltern fahre.

Prüfungsonntag
Nun bin ich doch ein wenig nervös. Zuerst muß ich natürlich nach Minchen sehen, sie hat in der Nacht gelegen, das ist ein gutes Zeichen.
Wir haben noch Zeit, die Basispaßleute werden als erstes geprüft. Was ist der Unterschied zwischen den hellen Beinen eines Fuches und Abzeichen? In einem lockeren Frage-Antwort Spiel zieht die Richterin den Prüflingen die Antworten aus der Nase. Antje Holtappel, bei so einem bekannten Namen kann es einem aber auch mal die Sprache verschlagen.

ordentlich aufgezäumt
So, nun ist es endliche Zeit, Minchen zu satteln, puh, das beruhigt meine Nerven. Monika ist schon lange da, meine Eltern sind auch langsam eingetrudelt. Jeder hat ein Namensschildchen am Hemd. Die Sonne kommt heraus, es wird immer wärmer, ja, es wird ein richtig schöner Frühlingstag. Wir 5 Prüflinge tummeln uns auf dem Abreiteplatz, geschniegelt und gebügelt. Minchen läuft recht brav. Die Namensschildchen werden wieder eingesammelt, sieht doch doof aus. Wir wechseln in die Halle, letzte Anweisungen von Chef. Den Sonnenstreifen mag Minchen nicht, sie wird immer fester, oder ist es meine Nervösität? Rückwärts geht es garnicht mehr * grumpf. Nun wird doch eine Startreihenfolge festgelegt. Wir warten draußen, jeder wird einzeln in die Halle gerufen, das ist nicht Minchens Ding, aber so ist das nun mal bei den Westernreitern üblich.

letzte Vorbesprechung

Reining Pattern
OK, wir sind dran, Minchen nur noch einmal 5 Minuten brav sein bitte. Grüßen, haben wir gegrüßt, ja doch, haben wir. Antraben, auf den Zirkel, abgaloppieren- verdammt, Minchen, ich weiß daß da der Ausgang ist, vorwärts. Ärgerlich schlägt sie mit dem Schweif, galoppiert aber voran, einfacher galoppwechsel, paßt, noch eine Runde herum, ganze Bahn, durchparieren, ho, Minchen, nicht so schnell! Mittellinie, Halten, Rückwärts, es geht wieder, hurra, wir haben unseren Rückwärtsgang wieder. Die erste Hürde ist genommen, eeetwas unlustig zwar, aber passabel. Nun geht es in den Trail.

rundown

im Stangen L
Zuerst Rückwärts in das L einfädeln, los jetzt Minchen, wir haben geübt, laß es nicht umsonst sein. Immernoch unlustig aber doch ganz manierlich läßt sie sich durch das L steuern. Aber warum muß sie im Trab gleich so losschießen, ist doch völlig unnötig? Tor vorwärts oder rückwärts, heute ist sie nicht so hektisch, also riskieren wir es vorwärts, kein Tauchmanöver heute bitte, hat geklappt, na bitte. Seitewärts eL, unsere Paradeübung klappt auch heute, antraben über die Stangen und angaloppieren, haaaalt, doch nicht über die Brücke, da war meine Hilfe wohl zu deutlich, rutschend kommt sie zum stehen, stolpert in das Stangenviereck, tritt so gerade eben nicht über. Die Wendung klappt dann wieder ganz gut, aber unser Tag ist das heute nicht. Puh, ich würde sagen, das reicht, die zweite Hürde ist genommen, auf ins Gelände.

am Tor

Sehr diszipliniert reiten wir heute unsere Aufgabe, also wenn das nicht reicht. Die Pferde sind hier draußen auch viel besser gelaunt, brav absolvieren sie die Prüfung. Das war die dritte Hürde, die letzte ist die Theorie.


Während unsere Richter sich auf die Gulaschsuppe stürzen, brüten wir über den Fragebögen, welche Ursachen kann Hufrehe haben? Naja, so schwierig ist das ja nicht. Anschließend bekommt jede von uns noch ein Thema zum freien Referieren, worauf würdest Du bei der Suche nach einem Pensionsstall achten? - Nanu, Volltreffer, hat sie meine Homepage gelesen? da kann ich viel erzählen. Überhaupt bekommt jeder so ungefähr sein Lieblingsthema vorgesetzt. Nun ist auch die vierte Hürde genommen. Wir stürzen uns nun ebenfalls auf das Essen und warten gespannt auf die Ergebisse.

Hurra hurra, die Anstrengung, Kosten und Mühen haben sich gelohnt, alle haben bestanden, bekommen ihre Urkunde, Glückwünsche, Fotoshoting. Dann wollen wir es genau wissen, wie gut oder schlecht waren wir denn nun?
Grottenschlecht, sozusagen so eben durchgekommen. Minchen hatte absolut keine Lust, das sah man deutlich (das sah man nicht nur...), aber ich hätte einen guten Sitz das wäre wichtiger. Jupie supi, geschafft.
Gefeiert wird nicht, Minchen wiehert schon in ihrem Paddock, sie möchte nach Hause und da fahren wir jetzt auch hin. Mit Reitabzeichen in Bronze.

Fazit: es war ein sehr netter Kurs in einer angenehmen Atmosphäre auf einer schönen Anlage. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt, mein Pferd wurde gut versorgt und zu Essen gab es auch immer reichlich.

und demnächst den Sportassistenten? Och nö, lieber den Wanderrittführer :-)
 
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