Minchen große Klasse

Fahrturnier Kalkar
4. Mai 2008

Mit allen Vieren: vier Uhr aufstehen, am 4. Mai 2008 mit vier Rädern und der Gespannnummer vier auf den vierten Platz. Und in der Kopfnummer steckte sie sogar doppelt, 44...

Viel zu früh klingelt der Wecker, es ist gerade mal vier Uhr morgens. Eigentlich wollte ich ja kneifen, denn wenn ich nicht selber starte, sondern nur die Kutsche transportiere, kann ich noch zwei Stunden schlafen, aber Petra will davon irgendwie nichts wissen und so viele Gelegenheiten, auf dem Platz zu fahren, habe ich ja nicht. Also aufstehen, ein mageres Frühstück verspeisen und auf zum Stall. Minchen döst noch, schnell Kraftfutter geben, Heu gibt’s im Anhänger, denn gute ein einhalb Stunden Fahrt liegen noch vor uns.
Viel lieber mag Minchen natürlich Gras essen, das Heu schmeckt nicht so recht, aber sie steigt brav neben Peppy ein.

Die Strecke zieht sich, ausgeschildert ist das Turnier nicht, aber die Wegebeschreibung ist gut, wir kommen problemlos an. Schnell Kutsche herunterholen und Anspannen. Petra hat ja noch zwei Stunden Zeit... Da wird zur Parcoursbesichtigung aufgerufen, in Turnierkleidung, *oh Schreck, damit habe ich ja garnicht gerechnet. Bockdecke über den Arm oder Anziehen oder auf dem Bock lassen? Die Tipps sind so zahlreich wie vielfältig, was mache ich nur? Richtig ist, die Bockdecke bleibt auf dem Bock, jetzt wissen wir das. Der Hindernisparcours sieht einfach aus, immer Rechts herum, nur eine Linkskurve, das kann man sich leicht merken.

Jetzt muß ich mich aber auf die Dressur konzentrieren, der Hindernisparcours ist eine Wiese, auf dem Dressurplatz wächst Gras, auch auf dem Abfahrplatz spriesst das Grün und Minchen hungrig bis unter beide Arme, das Heu hat sie nicht angerührt, na, das wird ein Kampf werden...

Katrin steht parat, sie hat sich bereit erklärt, meine Beifahrerin zu sein, Dankeschön. Sandra und Familie trudeln ein, mir die Daumen zu drücken, das ist sehr lieb von Euch. Erst die Dressur, dann bin ich wieder ansprechbar...
Der Abfahrplatz ist ziemlich rubbelig, holprig, fast werde ich aus meinem Sitz geschleudert, ich muß mir da unbedingt etwas Besseres einfallen lassen. Und wie benimmt man sich auf einem Fahrplatz? Gelten da die Hallenregeln?
Minchen ist sehr brav, eifrig zieht sie die Kutsche, mit ein wenig Übung klappen auch die Zirkel, einhändig, denn die freie rechte Hand fordert die Biegung, sehr schön Minchen, mach mal auf schön! Das haben wir geübt, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Jetzt zahlen sich meine tollen Fahrhandschuhe voll aus, die Leinen liegen sicher in meiner Hand, denken noch nicht einmal daran, mir durch die Finger zu flutschen. Hach, das macht Spaß. Minchen steht nett an den Hilfen. Da sind wir dran, hoffentlich ist der Platz ein wenig glatter.
Die Spuren der Vorgänger sind gut zu sehen, da kann ich mich leicht nach richten und keine Kegel, die mich verwirren, aber auch das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.

Minchen macht das einfach toll, sie trabt aus dem Stand an, legt sich ordentlich in den Zug, schön läßt sie sich regulieren, kaut am Gebiss, läßt sich auf den Zirkel stellen, legt artig zu, läßt sich brav zurücknehmen, hält auf dem Punkt an und steht absolut still. Sie kaut, denkt aber nicht einmal daran, von dem schönen Gras zu naschen, problemlos trabt sie wieder an, absolut gerade über die Länge der Bahn, stop, only say woah. Bravo, Minchen, das hast Du toll gemacht. Und dann das, Wertnote 6,8! Wow, damit hätte ich absolut nicht gerechnet, Minchen liegt in Führung, aber wir waren ja auch erst das sechste Gespann.

Noch völlig aus dem Häuschen fahren wir schnell rüber zum Kegelparcours. Kurze Orientierung und los. Muß da nicht eine Glocke kommen? Ding Dong, da ertönt die Glocke, kurz bevor wir die Startlinie überqueren, aha, doch nicht überhört...
Und gut zielen, drei Tore im Bogen, flumm, ein Bällchen fällt, eine scharfe Wendung, das kostet mich noch ein Bällchen, Minchen kann es nicht retten, einen Kegel fahren wir voll um, bleiben neun Hindernisse stehen, fast wie beim Kegeln, nur umgekehrt.

Geschafft, jetzt dürfen die Kinder mitfahren. Ina und Martin klettern auf den Kutschbock. Gut festhalten, es geht los. Eine Runde um den Parkplatz, auf den Abfahrplatz mit den Kegeln, "darfst Du das?" fragt Martin. "Ja, ich denke schon".

Ausspannen und Minchen darf grasen, während wir den Anderen zuschauen. Gras ist wirklich genug da. Die Kinder wechseln sich damit ab, Minchen am Strick zu halten.

Bombenwetter, strahlender Sonnenschein, gute Laune, ein phantastisches Gelände, leckerer Kuchen. Schade, dass man immer nur entweder beim Hindernisfahren oder bei der Dressur zusehen konnte, denn dazwischen stand das Stallgebäude. Minchen döst im Schatten.

Minchen döst im Schatten
Nun  ist Petra mit Peppy an der Reihe, erst die Dressur, da haben die beiden Pech, denn die Gabel flutscht aus der Öse, aber die Zwei dürfen noch einmal starten. Anschliessend der Kegelparcour, aufstellen zum Grüßen, nanu? Da dämmert mir plötzlich was...
... GRÜSSEN, ich habe das GRÜSSEN der Richter vergessen! *schäm. „Klar, das haben sie bei Dir ja auch gesagt“, aber auch den Hinweis darauf am Ende meiner Runde habe ich überhaupt nicht realisiert *noch mehr schäm. Es fällt mir gerade erst auf, wie PEINLICH.

Mittagspause. Danach kommt die Siegerehrung der E- und A-Dressur und des Hindernisfahrens. Petra hat schon gespinnst, alles ab 6,5 wird plaziert, Minchen, wir müssen nochmal anspannen! Wir sind plaziert, hurra, jippie, juhu!

Peppy in der Dressur

Während sie genüsslich weiter schläft, lege ich ihr das Geschirr auf. Völlig verschlafen trottet sie zur Kutsche, träge zieht sie die Kutsche zum Hindernisplatz, döst wieder in der Sonne. Der letzte Starter ist noch an der Reihe, ein Haflinger Zweispänner, er greift an, legt ein ordentliches Tempo vor, fehlerfrei, das war der Sieg. Vor Freude beugt sich der Fahrer vorne über, klatscht den Pferden auf den Po, das haben sie aber auch toll gemacht, da freut man sich glatt mit.
Nun wird auch zur Siegerehrung gebeten, Gespannnummern werden nicht bekannt gegeben, zuerst die E-Dressur. Da müssen wir mit. Aufwachen...

... mit ihrem Pony Teimina... schallt es durch den Lautsprecher, voller Stolz nehmen wir die blaue Schleife für den vierten Platz entgegen. Wofür sie denn eine Feder am Kopfstück hat? Na, weil es hübsch ist und weil wir als letztes auf einer Indianerralley waren, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Minchen possiert für die Kamera, die Kinder haben Spaß auf der Kutsche, Martin ist ganz begeistert von Minchen.
* Bilder: Berthold Wanders
Das Geländefahren verspricht spannend zu werden, die Hindernisse sehen interessant aus, aber da unsere Kutschen wenig marathontauglich sind, verzichten wir darauf. Wir machen uns aus dem Staub in den Stau, es war ja ein langes Wochenende.
Fix sind die Kutschen festgezurrt, wir wissen ja jetzt, wie das geht. Mag noch jemand Berliner? Minchen mag, aber für Dich sind die Möhren. Peppy steigt zuerst ein, er brummelt Minchen zu, schon steigt sie auch ein.

Das war ein sehr schönes Turnier, ich habe Blut geleckt, sowas möchte ich gerne öfter machen, wir werden auch fleissig üben, versprochen. Und ich werde immer schön Grüßen!

Minchen, Du warst große Klasse!


Minchen - Impressionen

* Bilder: Manuela Horst
Auszug aus dem Richterbericht: Einfahren: "gerade", Gebrauchstrab: "geregelt", Zulegen: "i.O.", Stehen: "sehr sicher", Halten: "am Punkt"

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